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584. An Goethe, 17. März 1799

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Jena den 17. März 1799.

Hier erfolgt nun das Werk, so weit es unter den gegenwärtigen Umständen gebracht werden konnte. Es kann ihm in einzelnen Theilen noch vielleicht an bestimmter Ausführung fehlen, aber für den theatralisch-tragischen Zweck scheint es mir ausgeführt genug. Wenn Sie davon urtheilen, daß es nun wirklich eine Tragödie ist, daß die Hauptforderungen der Empfindung erfüllt, die Hauptfragen des Verstandes und der Neugierde befriedigt, die Schicksale aufgelöst und die Einheit der Haupt-Empfindung erhalten sei, so will ich höchlich zufrieden sein.

Ich will es auf Ihre Entscheidung ankommen lassen, ob der vierte Akt mit dem Monolog der Thekla schließen soll, welches mir das liebste wäre, oder ob die völlige Auflösung dieser Episode noch die zwei kleinen Scenen, welche nachfolgen, nothwendig macht. Haben Sie die Güte, das Manuscript so zeitig zu expediren, daß ich es spätestens morgen, Montag, Abends um 7 Uhr wieder in Händen habe, und lassen auf das Couvert schreiben, wann der Bote expedirt worden.

Alles übrige mündlich. Herzlich gratulire ich zu den Progressen in der Achilleis, die doppelt wünschenswürdig sind, da Sie dabei zugleich die Erfahrung machten, wie viel Sie durch Ihren Vorsatz über Ihre Stimmung vermögen.

Die Frau grüßt aufs beste. Wir erwarten Sie auf die Feiertage mit großem Verlangen.

Sonntag Abends.

Sch.