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649. An Goethe, 28. August 1799

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Jena den 28. August 1799.

Charlotte Kalb hat nun auch geschrieben und erklärt, daß das Quartier zu unsrer Disposition sei, wenn wir in ihren Contract treten wollten. Sie hat Scherern noch nichts zugesagt.

Leider kann ich wegen Zahnweh und geschwollnem Backen nicht sogleich hinüber kommen, dieß hat indessen des Quartiers wegen nichts auf sich. Meine Frau hat das ganze Quartier schon einmal gemustert, und die vordern Zimmer des Herrn und der Dame kenn‘ ich auch. Die Einrichtung ist ganz nach unserm Bedürfniß und ich nehme keinen Anstand gleich zuzusagen. Wollen Sie also die Gütigkeit haben und Müllern sagen, daß er nur den Contract aufsetzt. Wenn er nur auf zwei Jahre geht, ist mir’s freilich lieber als auf längere Zeit; doch ein Jahr auf oder ab macht nichts, da das Quartier immer Liebhaber finden wird. Uebrigens setze ich voraus, daß die Miethe bleibt wie bei der Frau von Kalb, 122 Reichsthaler, den Laubthaler à 1 Reichsthaler 14 Groschen.

Wenn ich alsdann hinüberkomme, so werden Sie mir erlauben Ihnen meine Wünsche und Calculs in Absicht dieser neuen Einrichtung vorzutragen.

Mein Zahnübel sollte mich nicht abhalten, gleich morgen zu kommen, wenn es nicht unglücklicherweise beim Sprechen und Lesen zunähme, denn sonst ist es wohl zu ertragen.

Ich bin recht verlangend auf das was Sie mir zu zeigen und zu sagen haben, und überhaupt sehne ich mich herzlich nach dieser so lang entbehrten Communication.

Die Frau wird sich nicht abhalten lassen mitzukommen. Ich nehme die Erlaubniß bei Ihnen zu logiren mit großem Vergnügen an, und wenn es irgend möglich komme ich auf den Sonnabend .

Leben Sie recht wohl.

Sch.