HomeBriefwechsel Schiller-Goethe1801798. An Schiller, 14. März 1801

798. An Schiller, 14. März 1801

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Zuvörderst wünsche von Herzen Glück, daß die Arbeit gut von statten geht; ich habe an Faust auch einiges gethan und so rückt man denn immer, obgleich langsam, weiter.

Hartmanns Aufenthalt ist vielleicht für uns nützlicher als für denselben, indem wir eine nicht ganz ausgebildete Denkweise eines vorzüglichen Menschen kennen lernen. Uebrigens fällt es mir manchmal ein daß man auf die Kunst eigentlich eine geheime Gesellschaft fundiren sollte, wobei das Lustige wäre daß sehr viele Künstler in die höhern Grade gar nicht kommen könnten: auch mühte man sie selbst dem Fähigsten nicht geben, sondern wenn er endlich dahin gelangte ihm nur erklären daß er sie erreicht habe. Sprechen, schreiben, drucken wird etwas nützen, aber nicht viel; indessen wollen wir uns auch dieses nicht reuen lassen.

Hartmannen haben wir gleich veranlaßt hier etwas zu componiren und zwar einen etwas widerstrebenden Gegenstand: den Admet wie er, ungeachtet der Leiche im Hause, den Herkules aufnimmt und ihn bewirthet. Wie wir hierauf gekommen sind, sollen Sie künftig hören, zum schreiben ist es zu umständlich.

Leben Sie recht wohl, in der Einsamkeit sowohl als in der akademischen Societät, und gedenken an uns.

Weimar am 14. März 1801.

G.