HomeBriefwechsel Schiller-Goethe1802856. An Schiller, 9. Mai 1802

856. An Schiller, 9. Mai 1802

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Ihre Sorgfalt für die Iphigenie danke ich Ihnen zum allerbesten. Künftigen Sonnabend werde ich am Schauspielhause anfahren, wie ein anderer Jenenser auch, und hoffe Sie in Ihrer Loge zu treffen.

Ueber den Alarcos bin ich völlig Ihrer Meinung; allein mich dünkt wir müssen alles wagen, weil am Gelingen oder nicht Gelingen nach außen gar nichts liegt. Was wir dabei gewinnen scheint mir hauptsächlich das zu sein, daß wir diese äußerst obligaten Sylbenmaße sprechen lassen und sprechen hören. Uebrigens kann man auf das stoffartige Interesse doch auch was rechnen.

Im Ganzen geht es mir hier sehr gut und es würde noch besser gehen und werden, wenn ich meinen Aufenthalt noch einige Wochen hin ausdehnen könnte.

Leben Sie recht wohl, richten Sie sich immer besser ein und gedenken unser.

Jena am 9. Mai 1802.

Ich wünsche daß beikommender Band Sie nicht von einer andern Seite her schon heimgesucht habe, damit Sie diese gereimte Tollhausproduction zuerst als ein Curiosissimum, durch meine Hand, erhalten. So einen, auf der äußern Form des Nächstvergangenen sich herumdrehenden Wahnsinn habe ich doch noch nicht gesehen; doch wer will ein Wort für so eine Erscheinung finden.

G.