HomeBriefwechsel Schiller-Goethe1803912. An Goethe, September 1803

912. An Goethe, September 1803

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Ich höre, daß Sie heute eine Leseprobe von Julius Cäsar haben und wünsche guten Succeß. Mich sperrt ein heftiger Schnupfen noch zu Hause ein und macht mir den Kopf sehr wüste.

Die zwei theatralischen Recruten habe ich gestern gesehen, sie stellen sich recht gut dar, und mit dem Dialekt des einen gehts doch noch leidlicher, als ich erwartet hatte. Von ihrem guten Willen wird mehr als von ihrem Talent zu hoffen sein.

Grüner hätte großes Verlangen in der Jungfrau von Orleans als Gespenst aufzutreten. In mancher Rücksicht würde ihm diese Art der Einführung nicht ungünstig sein. Außerdem daß die Rolle klein und also sehr genau einzulernen ist, kann sie auch mit einer gewissen ernsten Monotonie gesprochen werden und verlangt wenig Bewegung. Das Seltsame wird sich darin mit dem Neuen gut verbinden, und Graff, der sich jetzt des Umziehens wegen mit dieser Rolle nur plagt, wird gern davon befreit werden.

Beckern habe ich noch nicht allein sprechen können.

Leben Sie recht wohl. Ich wünsche sehr Sie bald wieder zu sehen.

Sch.