HomeBriefwechsel Schiller-Goethe1803918. An Goethe, 2. Oktober 1803

918. An Goethe, 2. Oktober 1803

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(Weimar, 2. October 1803.)

Diesen Vormittag gehe ich nach Jena, weil meine Schwiegermutter auch diesen Weg macht, ich nehme einen großen Eindruck mit und über acht Tage bei der zweiten Vorstellung des Cäsar werde ich Ihnen etwas darüber sagen können. Es ist keine Frage, daß der Julius Cäsar alle Eigenschaften hat, um ein ordentlicher Pfeiler des Theaters zu werden: Interesse der Handlung, Abwechslung und Reichthum, Gewalt der Leidenschaft und sinnliches Leben vis à vis des Publicums – und der Kunst gegenüber hat er alles was man wünscht und braucht. Alle Mühe die man also noch dran wendet, ist ein reiner Gewinn, und die wachsende Vollkommenheit bei der Vorstellung dieses Stücks muß zugleich die Fortschritte unsers Theaters zu bezeichnen dienen.

Für meinen Teil ist mir das Stück von unschätzbarem Werth; mein Schifflein wird auch dadurch gehoben. Er hat mich gleich gestern in die thätigste Stimmung gesetzt.

Auf den Donnerstag spätstens denke ich Sie wieder hier zu sehn. Wollen Sie die Güte haben und mir zwei Zeilen an Trapizius mitgeben wegen Ihrer Zimmer im Schloß? Ich entgehe durch diesen Ausweg der Verlegenheit bei den Freunden zu logiren, wo ich meine Freiheit und meinen Zweck verlieren würde.

Was mache ich mit den zwei Bänden Bücherkatalog? Soll ich sie in Ihrem Namen der Bibliothek zurückgeben?

Leben Sie recht wohl und mögen Ihnen diese Woche die besten Gedanken erscheinen!

Sch.

Um zehn Uhr wünschte ich wegzufahren.