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926. An Goethe, 14. Dezember 1803

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Weimar, 14. December 1803.

Gegen Ihre Gründe, warum Sie jetzt nicht hieher kommen wollen, läßt sich gar nichts einwenden, ich habe sie dem Herzog noch möglichst geltend zu machen gesucht. Der Frau von Staël wird und muß es auch viel angenehmer sein, Sie ohne den Train von Zerstreuungen zu sehen, und Ihnen selbst kann, bei dieser Einrichtung, diese Bekanntschaft wirklich ein Vergnügen sein, da sie sonst nur eine unerträgliche Last gewesen wäre.

Ich nehme wahren Antheil an dem Fortgang Ihrer jetzigen Geschäfte, die nun einmal eine Notwendigkeit sind, wenn sie auch nach innen nichts erbauen und begründen. Meine Geschäfte gehen auch ihren Gang fort, und es fängt doch endlich an, etwas zu werden. Aber da man mich von Berlin aus drängt und treibt und mich also ewig an den Drachen erinnert, der das Werk so wie es warm aus der Feder kommt, fressen und verschlingen wird, so macht mir das auch keinen guten Muth. Das ganz niederträchtige des Berlinischen Theaters habe ich mir erst neuerdings wieder aus Cordemanns Bericht versinnlicht.

Daß Böttiger nach Berlin kommt ist nun gewiß, wir wollen ihm von Herzen glückliche Reise wünschen. Möge ihm nur ein glücklicher Nachfolger werden. Ich habe an Riemern gedacht; es wäre doch sehr zu wünschen, einen solchen Menschen festzuhalten.

Leben Sie recht wohl, bleiben Sie gesund und heiter und fahren Sie säuberlich mit der Pilgerin, die zu Ihnen wallet. So wie ich etwas näheres erfahre gebe ich Ihnen Nachricht.

Sch.

Der Herzog läßt mir zur Antwort sagen, er würde Ihnen selbst schreiben und mit mir in der Komödie reden. Halten Sie nur fest, wenn er sich Ihnen auch nicht gleich fügen will.