HomeDie Horen1795 - Stück 1Ankündigung.

Ankündigung.

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Es gehört unstreitig mit unter die auffallendsten Phänomene, daß, während unsre Litteratur so reich an Journalen von entschiedenem Werthe ist, unsre Politik deren so wenige aufzuweisen hat, und daß meist auch diese wenigen durch ihre einseitige und beschränkte Ansicht und Darstellung der Weltbegebenheiten und ihren platten Zeitungs-Ton so tief unter der dermaligen Höhe unsrer statswissenschaftlichen Cultur, und so sehr ausser Verhältniß mit einem Zeitalter sind, worinn die wichtigsten Ereignisse sich mit Ungestümm drängen.

Ich glaube daher kein ganz unnöthiges oder verdienstloses Unternehmen zu wagen, wenn ich mit dem Anfang des nächstkünftigen Jahres, im Verlage der J. G. Cottaischen Buchhandlung zu Tübingen, unter dem Titel:

Europäische Annalen

ein politisches Journal herausgeben werde, wovon am Schlusse eines jeden Monats ein Heft von 6 bis 7 Bogen, in median Octav, in einem saubern Umschlage brochirt, erscheinen soll.

Der Gehalt dieses Journals wird dessen Erscheinung am besten rechtfertigen. Indeß verbürge ich den Lesern hier vorläufig eine vollständige, unpartheyische, bescheidenfreimüthige Darstellung aller wichtigen Begebenheiten in allen Staaten Europens: ich verbürge ihnen – ja! nicht untereinander geworfne Bruchstücke von Briefen, oder Rhapsodie von blosen Zeitungs-Artikeln, noch viel minder jene schaalen Kannegiesereien, die dem Unterrichteten Ekel erregen, und den Ununterrichteten nur noch mehr verwirren; sondern – ein treues historisches Gemählde von Europa, so wie jedesmal dessen neueste Gestalt ist; eine fortlaufende Geschichte aller der verschiedenen Länder dieses Welttheils. Eine Hauptrüksicht wird auch mit auf diejenigen politischen Schriften, die entweder durch innern Werth klassisch oder als Gelegenheits-Schriften merkwürdig sind, so wie auf die Geschichte des Handels, der Erfindungen etc. genommen werden.

Übrigens versteht es ich von selbst, daß, so lange der jezige Krieg, unter allen, die je geführt wurden, der wichtigste, noch fortdauert, der Erzählung von dessen Gange und den Wendungen, die er auf dem Schlachtfeld oder in den Kabinetten nimmt, die der Wichtigkeit dieses Gegenstandes angemessene vorzügliche Genauigkeit und Ausführlichkeit geweyhet werden wird.

Alles Bisherige ist in meinem besondern Namen gesagt. Ich darf aber auch noch dem Publikum die angenehme Hoffnung machen, daß einige unsrer vorzüglichsten Geschichtschreiber wohl bald die Ausführung des obigen Unternehmens mit mir theilen werden.

D. Posselt.      

 

Herr D. Posselts schriftstellerische Talente sind durch sein: Leben Gustav III, Krieg der Franken etc. so vortheilhaft bekannt, und das Bedürfniß nach einer Zeitschrift von diesem Gegenstand – von einem solchen Schriftsteller ausgeführt – so groß, daß wir obiger Ankündigung nichts beizufügen haben, als die Versicherung, daß wir für die möglichste typographische Schönheit dieser Monatsschrift, so wie für die schleunigste Versendung derselbigen besorgt seyn werden, und daß der ganze Jahrgang in den Reichslanden und so weit die Fürstl. Taxischen Posten reichen, franko für 6 fl. 30 kr. Rheinisch, in Sachsen aber und entferntern Gegenden für 4 Rthl. Sächsisch franko in allen Buchhandlungen und Postämtern zu haben seyn wird. Die Hauptspedition für diese haben die löbl. Ober-Post-Ämter Stuttgart und Cantstadt übernommen.

Wer die Gefälligkeit für uns haben will, Bestellungen darauf anzunehmen, darf der billigsten Bedingungen versichert seyn.

Tübingen, im Nov. 1794.

J. G. Cottaische Buchhandlung