HomeDie Horen1795 - Stück 11II. Die Theilung der Erde. [Friedrich Schiller]

II. Die Theilung der Erde. [Friedrich Schiller]

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Da! Nehmt sie hin, die Welt! rief Zeus von seinen Höhen
Den Menschen zu. Nehmt! Sie soll euer seyn,
Euch schenk ich sie zum ewgen Lehen,
Doch theilt euch brüderlich darein!

Da griff, was Hände hatte, zu, sich einzurichten,
Es regte sich geschäftig Jung und Alt.
Der Ackermann griff nach des Feldes Früchten,
Der Junker birschte durch den Wald.

Der Kaufmann füllte hurtig sein Gewölb, die Scheune
Der Fermier, das Faß der Seelenhirt,
Der König sagte: Jeglichem das Seine:
Und mein ist – was geärntet wird!

Ganz spät erschien, nachdem die Theilung längst geschehen,
Auch der Poet, (er kam aus weiter Fern)
Ach! Da war überall nichts mehr zu sehen,
Und alles hatte seinen Herrn.

„Weh mir! So soll denn ich allein von allen
„Vergessen seyn, ich dein getreuster Sohn!“
So ließ er laut der Klage Ruf erschallen,
Und warf sich hin vor Jovis Thron.

Wenn du zu lang dich in der Träume Land verweilet,
Antwortete der Gott, so hadre nicht mit mir.
Wo warst du denn, als man die Welt getheilet?
„Ich war, sprach der Poet, bey dir.“

„Mein Auge hieng an deinem Stralenangesichte,
„An deines Himmels Harmonie mein Ohr;
„Verzeyh dem Geiste, der, von deinem Lichte
„Berauscht, das Irdische verlor!“

Was kann ich thun, spricht Zeus. Die Welt ist weggegeben,
Der Herbst, die Jagd, der Markt ist nicht mehr mein.
Willst du in meinem Himmel mit mir leben?
So oft du kommst, er soll dir offen seyn.

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