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An Minna

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Träum ich? Ist mein Auge trüber?
Nebelts mir ums Angesicht?
Meine Minna geht vorüber?
Meine Minna kennt mich nicht?
Die am Arme seichter Laffen
Blähend mit dem Fächer ficht,
Nimmer satt sich zu begaffen? –
Meine Minna ist es nicht.

Von dem Sonnenhute nicken
Stolze Federn, mein Geschenk,
Schleifen, die den Busen schmücken,
Rufen: Minna, sei gedenk!
Blumen, die ich selbst erzogen,
Zieren Brust und Locken noch
Ach die Brust, die mir gelogen! –
Und die Blumen blühen doch!

Geh! umhüpft von leeren Schmeichlern!
Geh! vergiß auf ewig mich.
Überliefert feilen Heuchlern,
Eitles Weib, veracht ich dich.
Geh! dir hat ein Herz geschlagen,
Dir ein Herz, das edel schlug,
Groß genug, den Schmerz zu tragen,
Daß es einer Hure schlug.

Schönheit hat dein Herz verdorben,
Dein Gesichtchen! schäme dich.
Morgen ist sein Glanz erstorben,
Seine Rose blättert sich.
Schwalben, die im Lenze minnen,
Fliehen, wenn der Nordwind weht,
Buhler scheucht dein Herbst von hinnen,
Einen Freund hast du verschmäht.

In den Trümmern deiner Schöne
Seh ich dich verlassen gehn,
Weinend in die Blumenszene
Deines Mais zurücke sehn.
Die mit heißem Liebesgeize
Deinem Kuß entgegenflohn,
Zischen dem erloschnen Reize,
Lachen deinem Winter Hohn.

Schönheit hat dein Herz verdorben,
Dein Gesichtchen! – schäme dich.
Morgen ist sein Glanz erstorben,
Seine Rose blättert sich –
Ha! wie will ich dann dich höhnen!
Höhnen? Gott bewahre mich!
Weinen will ich bittre Tränen,
Weinen, Minna, über dich.