HomeMusenalmanach 1798Das Geheimniss.

Das Geheimniss.

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Sie konnte mir kein Wörtchen sagen,
Zu viele Lauscher waren wach,
Den Blick nur durft ich schüchtern fragen,
Und wohl verstand ich was er sprach.
Leis schleich ich her in deine Stille,
Du schön belaubtes Buchenzelt,
Verbirg in deiner grünen Hülle
Die Liebenden dem Aug der Welt.

Von ferne mit verworrnem Sausen
Arbeitet der geschäftge Tag,
Und durch der Stimmen hohles Brausen
Erkenn ich schwerer Hämmer Schlag.
So sauer ringt die kargen Loose
Der Mensch dem harten Himmel ab,
Doch leicht erworben, aus dem Schoose
Der Götter fällt das Glück herab.

Dass ja die Menschen nie es hören,
Wie treue Lieb’ uns still beglückt!
Sie können nur die Freude stöhren,
Weil Freude nie sie selbst entzückt.
Die Welt wird nie das Glück erlauben,
Als Beute wird es nur gehascht,
Entwenden must du’s oder rauben,
Eh dich die Missgunst überrascht.

Leis auf den Zehen kommts geschlichen,
Die Stille liebt es und die Nacht,
Mit schnellen Füssen ists entwichen,
Wo des Verräthers Auge wacht.
O schlinge dich, du sanfte Quelle,
Ein breiter Strom um uns herum,
Und drohend mit empörter Welle
Vertheidige diess Heiligthum.

Schiller.