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Der Neffe als Onkel (Picard) – Zweiter Aufzug. Achter Auftritt.

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Vorige. Frau von Mirville.

Fr. v. Mirville.
Dacht‘ ich’s doch, daß ich Sie Beide würde beisammen finden! – Warum gleichen doch nicht alle Haushaltungen der Ihrigen? Nie Zank und Streit! Immer ein Herz und eine Seele! Das ist erbaulich! Das ist doch ein Beispiel! Die Tante ist gefällig wie ein Engel, und der Onkel geduldig wie Hiob.

Oberst.
Wahr gesprochen, Nichte! – Man muß Hiobs Geduld haben, wie ich, um sie bei solchem Geschwätz nicht zu verlieren.

Fr. v. Dorsigny.
Die Nichte hat Recht, man muß so gefällig sein wie ich, um solche Albernheiten zu ertragen.

Oberst.
Nun, Madame! Unsre Nichte hat mich seit meinem Hiersein fast nie verlassen. Wollen wir sie zum Schiedsrichter nehmen?

Fr. v. Dorsigny.
Ich bin’s vollkommen zufrieden und unterwerfe mich ihrem Ausspruch.

Fr. v. Mirville.
Wovon ist die Rede?

Fr. v. Dorsigny.
Stelle dir vor, mein Mann untersteht sich, mir ins Gesicht zu behaupten, daß er‘ s nicht gewesen sei, den ich vorhin für meinen Mann hielt.

Fr. v. Mirville.
Ist’s möglich?

Oberst.
Stelle dir vor, Nichte, meine Frau will mich glauben machen, daß ich hier, hier in diesem Zimmer, mit ihr gesprochen haben soll, in demselben Augenblicke, wo ich mich auf der Touloner Poststraße schütteln ließ.

Fr. v. Mirville.
Das ist ja ganz unbegreiflich, Onkel – Hier muß ein Mißverständniß sein – Lassen Sie mich ein paar Worte mit der Tante reden.

Oberst.
Sieh, wie du ihr den Kopf zurecht setzest, wenn’s möglich ist; aber es wird schwer halten.

Fr. v. Mirville (leise zur Frau von Dorsigny).
Liebe Tante, das alles ist wohl nur ein Scherz von dem Onkel?

Fr. v. Dorsigny (ebenso).
Freilich wohl, er müßte ja rasend sein, solches Zeug im Ernst zu behaupten.

Fr. v. Mirville.
Wissen Sie was? Bezahlen Sie ihn mit gleicher Münze – geben Sie’s ihm heim! Lassen Sie ihn fühlen, daß Sie sich nicht zum Besten haben lassen.

Fr. v. Dorsigny.
Du hast Recht. Laß mich nur machen!

Oberst.
Wird’s bald? Jetzt denk‘ ich, war’s genug.

Fr. v. Dorsigny (spottweise).
Ja wohl ist’s genug, mein Herr – und da es die Schuldigkeit der Frau ist, nur durch ihres Mannes Augen zu sehen, so erkenn‘ ich meinen Irrthum und will mir alles einbilden, was Sie wollen.

Oberst.
Mit dem spöttischen Ton kommen wir nicht weiter.

Fr. v. Dorsigny.
Ohne Groll, Herr von Dorsigny! Sie haben auf meine Unkosten gelacht, ich lache jetzt auf die Ihrigen, und so heben wir gegen einander auf. – Ich habe jetzt einige Besuche zu geben. Wenn ich zurückkomme und Ihnen der spaßhafte Humor vergangen ist, so können wir ernsthaft miteinander reden. (Ab.)

Oberst (zu Frau von Mirville).
Verstehst du ein Wort von allem, was sie da sagt?

Fr. v. Mirville.
Ich werde nicht klug daraus. Aber ich will ihr folgen und der Sache auf den Grund zu kommen suchen. (Ab.)

Oberst.
Thu‘ das, wenn du willst. Ich geb‘ es rein auf – so ganz toll und närrisch hab‘ ich sie noch nie gesehen. Der Teufel muß in meiner Abwesenheit meine Gestalt angenommen haben, um mein Haus unterst zu oberst zu kehren, andere begreif‘ ich’s nicht –