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Macbeth (Shakespeare) – Dritter Aufzug. Fünfter Auftritt.

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(Stimmen: 2 Durchschnitt: 3)

Macbeth. Lady Macbeth.

Lady.
Wie, mein Gemahl? Warum so viel allein?
Was kann es helfen, daß Ihr Eure Träume
Zur traurigen Gesellschaft wählt und mit
Gedanken sprecht, die Dem, an den sie denken,
Ins nicht’ge Grab hinab gefolgt sein sollten?
Auf Dinge, die nicht mehr zu ändern sind,
Muß auch kein Blick zurück mehr fallen! Was
Gethan ist, ist gethan und bleibt’s.

Macbeth.
Wir haben
Die Schlange nur verwundet, nicht getödtet;
Sie wird zuheilen und dieselbe sein
Aufs neue; unser machtlos feiger Grimm
Wird, nach wie vor, vor ihrem Zahn erzittern.
Doch ehe soll der Dinge feste Form
Sich lösen, ehe mögen beide Welten
Zusammenbrechen, eh wir unser Brod
Mit Zittern essen und uns fernerhin
In ängstlich bangen Schreckensträumen wälzen.
Weit besser wär’s es, bei den Todten sein,
Die wir zur Ruh geschickt, uns Platz zu machen,
Als fort und fort in ruheloser Qual
Auf dieser Folterbank der Todesfurcht
Zu liegen. –Duncan ist in seinem Grabe,
Sanft schläft er auf des Lebens Fieberangst,
Verrätherbosheit hat ihr Aeußerstes
An ihm gethan! Nun kann nicht Stahl noch Gift,
Nicht Krieg von außen, nicht Verrätherei
Von innen, nichts den Schläfer mehr berühren!

Lady.
Kommt, kommt, mein König, mein geliebter Herr,
Klärt Eure finstern Blicke auf, seid heiter
Und hell heut Abend unter Euren Gästen!

Macbeth.
Das will ich, liebes Weib! und sei du’s auch
Und spare nicht die glatte Schmeichelrede.
Noch heischt’s die Zeit, daß wir uns unsers Ranges
Entäußern, zu unwürdiger Liebkosung
Heruntersteigen, unser Angesicht
Zur schönen Larve unsrer Herzen machen.

Lady.
Laßt das!

Macbeth.
O, angefüllt mit Scorpionen
Ist meine Seele! Theures Weib, du weißt,
Noch lebet Banquo und sein Sohn!

Lady.
Doch Keinem gab
Natur das Vorrecht der Unsterblichkeit.

Macbeth.
Das ist mein Trost, daß sie zerstörbar sind!
Drum gutes Muths! Eh noch die Fledermaus
Den ungesell’gen Flug beginnt, eh auf
Den Ruf der bleichen Hekate der Käfer,
Im hohlen Baum erzeugt, die müde Nacht
Mit seinem schläfrigen Gesums einläutet,
Soll eine That von furchtbarer Natur
Vollzogen sein.

Lady.
Was soll geschehn?

Macbeth.
Sei lieber schuldlos durch Unwissenheit,
Mein trautes Weib, bis du der fert’gen That
Zujauchzen kannst. – Steig nieder, blinde Nacht,
Des Tages zärtlich Auge schließe zu!
Mit deiner unsichtbaren blut’gen Hand
Durchstreiche, reiß in Stücken diesen großen
Schuldbrief, der auf mir lastend mich so bleicht!
– Schon sinkt der Abend, und die Krähe fliegt
Dem dohlenwimmelnden Gehölze zu,
Einnicken alle freudigen Geschöpfe
Des Tags, indeß die schwarzen Hausgenossen
Der traur’gen Nacht auf ihren Raub ausgehen.
Du staunst ob meiner Rede! Doch sei ruhig!
Was blutig anfing mit Verrath und Mord,
Das setzt sich nur durch blut’ge Thaten fort!
Damit laß dir genügen! Folge mir! (Sie gehen ab.)