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Macbeth (Shakespeare) – Dritter Aufzug. Vierter Auftritt.

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Macbeth. Zwei Mörder.

Macbeth.
War es nicht gestern, daß ich mit euch sprach?

Die Mörder.
Ja, königlicher Herr!

Macbeth.
Nun? Habt ihr meinen Reden nachgedacht?
Ihr wißt nun, daß es Banquo war, der euch
In vor’gen Zeiten so im Weg gestanden.
Ihr gabet fälschlich mir die Schuld! Doch aus
Der letzten Unterredung, die wir führten,
Habt ihr es sonnenklar erkennt, wie schändlich
Man euch betrog –

Erster Mörder.
Ja, Herr! Ihr überzeugtet uns.

Macbeth.
Das that ich.
Nun auf den andern Punkt zu kommen. Sagt!
Seid ihr so lämmerfromm, so taubenmäßig
Geartet, daß ihr solches ungeahndet
Könnt hingehn lassen? So versöhnlichen Gemüths,
Daß ihr für diesen Banquo beten könnt,
Deß schwere Hand euch und die Eurigen
In Schande stürzte und zu Bettlern machte?

Erster Mörder.
Mein König! Wir sind Männer!

Macbeth.
Ja, ja, ihr lauft so auf der Liste mit!
Wie Dachs und Windspiel alle Hunde heißen;
Die eigne Race aber unterscheidet
Den schlauen Spürer, den getreuen Wächter,
Den flücht’gen Jäger. So auch mit den Menschen.
Doch, wenn ihr wirklich Männer seid, und zwar
An echter Mannheit nicht die allerletzten,
So zeigt es jetzo! Rächet euch und mich
An einem Feinde, der uns gleich verhaßt ist.

Erster Mörder.
Ich bin ein Mann, Sire, den die harten Stöße
Der Welt so aufgebracht, daß ich bereit bin,
Der Welt zum Trotze Jegliches zu wagen.

Zweiter Mörder. Und mir, mein König, hat das falsche Glück
So grausam mitgespielt, daß ich mein Schicksal
Verbessern oder gar nicht leben will.

Macbeth.
Ihr wisset also, euer Feind war Banquo.

Die Mörder.
Ja, Sire!

Macbeth.
Er ist auch meiner, und er ist’s
Mit solchem blutig unversöhnten Haß,
Daß jeder Augenblick, der seinem Leben
Zuwächst, das meine mir zu rauben droht.
Zwar steht’s in meiner königlichen Macht,
Ihn, ohne alle andre Rechenschaft,
Als meinen Willen, aus der Welt zu schaffen;
Doch darf ich’s nicht um ein’ger Freunde willen,
Die auch die seinen sind, und deren Gunst
Ich ungern in die Schanze schlüge! Ja!
Die Klugheit will es, daß ich Den beweine,
Auf den ich selbst den Streich geführt! Darum
Bedarf ich eures Arms zu dieser That,
Die ich aus ganz besonders wicht’gen Gründen
Dem öffentlichen Aug verbergen muß.

Erster Mörder.
Mein König! Wir erwarten deinen Wink.

Zweiter Mörder.
Und wenn auch unser Leben –

Macbeth.
Eure Kühnheit blitzt
Aus euch hervor. Der Feind, von dem wir reden,
Wird diesen Abend hier zurück erwartet.
Im nächsten Holze kann die That geschehen,
Doch etwas fern vom Schloß, versteht ihr wohl,
Daß kein Verdacht auf mich geleitet werde.
Zugleich mit ihm muß, um nichts halb zu thun,
Auch Fleance, sein Sohn, der bei ihm ist,
An dessen Untergange mir nicht

Mörder.
Wohl! Wir sind entschlossen,
Mein König!

Macbeth.
Nun, so geht auf euren Posten!
Vielleicht stößt noch der dritte Mann zu euch,
Daß nichts dem Zufall überlassen bleibe! (Die Mörder gehen ab.)
Beschlossen ist’s! Banquo, erwartest du,
Zum Himmel einzugehn, fliegst du ihm heut noch zu!