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Macbeth (Shakespeare) – Fünfter Aufzug. Erster Auftritt.

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Arzt.
Still! Sie redt!
Ich will mir Alles merken, was sie sagt,
Damit ich nichts vergesse.

Lady. Weg, du verdammter Flecken! Weg, sag‘ ich!
Eins! Zwei! – Nun, so ist’s hohe Zeit! – Die Hölle ist
Sehr dunkel – Pfui doch! Ein Soldat und feige!
Laß es auch ruchbar werden! Ist doch Niemand
So mächtig, uns zur Rechenschaft zu ziehen!
Wer dacht‘ es aber, daß der alte Mann
Noch so viel Blut in Adern hätte!

Arzt.
Hört Ihr?

Lady.
Der Than von Fife hatt‘ eine Frau – Wo ist
Sie nun? Was? Wollen diese Hände nimmer
Rein werden? – Nichts mehr, mein Gemahl! –
O, nicht doch! Nicht doch! Ihr verderbet Alles
Mit diesem starren Hinsehn!

Arzt.
Gehet! Geht!
Ihr wißt etwas, das Ihr nicht wissen solltet.

Kammerfrau.
Sie sprach etwas, das sie nicht sprechen sollte,
Das ist kein Zweifel. Weiß der Himmel, was
Sie wissen mag!

Lady.
Das riecht noch immer fort
Nach Blut! – Arabiens Wohlgerüche alle
Versüßen diese kleine Hand nicht mehr.
Oh! Oh!

Arzt.
Hört! Hört! Was für ein Seufzer war das!
O, sie hat etwas Schweres auf dem Herzen!

Kammerfrau.
Nicht für die ganze Hoheit ihres Standes
Möcht‘ ich ihr Herz ich meinem Busen tragen.

Arzt.
Wohl! Wohl!

Kammerfrau.
Das gebe Gott, daß es so sei!

Arzt.
Ich kann mich nicht in diese Krankheit finden;
Doch kannt‘ ich mehr Dergleichen, die im Schlaf
Gewandelt und als gute Christen doch
Auf ihrem Bette starben.

Lady.
Wascht die Hände!
Den Schlafrock über! Sehet nicht so bleich aus!
Ich sag’s Euch, Banquo liegt im Grab, er kann
Aus seinem Grab nicht wieder kommen.

Arzt.
Wirklich?

Lady.
Zu Bett! Zu Bette! – An die Pforte wird
Geklopft! Kommt! Kommt! Gebt mir Eure Hand!
Geschehne Dinge sind nicht mehr zu ändern.
Zu Bett! Zu Bette! (Sie geht ab.)

Arzt.
Geht sie nun zu Bette?

Kammerfrau.
Gerades Wegs.

Arzt.
Man raunt sich Grauenvolles
In die Ohren, unnatürlich ungeheure
Verbrechen wecken unnatürliche
Gewissensangst, und die beladne Seele beichtet
Dem tauben Kissen ihre Schuld – Ihr ist
Der Geistliche nothwend’ger, als der Arzt.
Gott! Gott! vergib uns allen! – Sehet zu,
Nehmt Alles weg, womit sie sich ein Leides
Thun könnte! Laßt sie ja nicht aus den Augen!
Nun gute Nacht! Mir ist ganz schauerlich zu Muth.
Ich denke, aber wage nicht, zu reden. (Sie gehen ab.)

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