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Macbeth (Shakespeare) – Zweiter Aufzug. Fünfter Auftritt.

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Pförtner mit Schlüsseln. Hernach Macduff und Rosse.

Pförtner (kommt singend).
Verschwunden ist die finstre Nacht,
Die Lerche schlägt, der Tag erwacht,
Die Sonne kommt mit Prangen
Am Himmel aufgegangen.
Sie scheint in Königs Prunkgemach,
Sie scheinet durch des Bettlers Dach,
Und was in Nacht verborgen war,
Das macht sie kund und offenbar. (Stärkeres Klopfen.)

Poch! Poch! Geduld da draußen, wer’s auch ist!
Den Pförtner laßt sein Morgenlied vollenden.
Ein guter Tag fängt an mit Gottes Preis;
’s ist kein Geschäft so eilig, als das Beten. (Singt weiter.)

Lob sei dem Herrn und Dank gebracht,
Der über diesem Haus gewacht,
Mit seinen heiligen Schaaren
Uns gnädig wollte bewahren.
Wohl Mancher schloß die Augen schwer
Und öffnet sie dem Licht nicht mehr;
Drum freue sich, wer, neu belebt,
den frischen Blick zur Sonn‘ erhebt.

(Er schließt auf, Macduff und Rosse treten auf.)

Rosse.
Nun, das muß wahr sein, Freund! Ihr führet eine
So helle Orgel in der Brust, daß Ihr damit
Ganz Schottland könntet aus dem Schlaf posaunen.

Pförtner.
Das kann ich auch, Herr, denn ich bin der Mann,
Der Euch die Nacht ganz Schottland hat gehütet.

Rosse.
Wie das, Freund Pförtner?

Pförtner.
Nun, sagt an! Wacht nicht
Des Königs Auge für sein Volk, und ist’s
Der Pförtner nicht, der Nachts den König hütet?
Und also bin ich’s, seht Ihr, der heut Nacht
Gewacht hat für ganz Schottland.

Rosse.
Ihr habt Recht.

Macduff.
Der König hütet seine Gnad‘ und Milde;
Er bringt dem Hause Schutz, das Haus nicht ihm;
Denn Gottes Schaaren wachen, wo er schläft.

Rosse.
Sag‘, Pförtner! Ist dein Herr schon bei der Hand?
Sieh! Unser Pochen hat ihn aufgeweckt,
Da kommt er.