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Phädra (Racine) – Vierter Aufzug. Vierter Auftritt.

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Phädra. Theseus.

Phädra.

Ich komm’, o Herr, von Schrecken hergetrieben,
Die Stimme deines Zorns drang in mein Ohr;
Der Drohung, fürcht’ ich, folgte rasch die Tat.
O wenn’s noch Zeit ist, schone deines Bluts!
Ich fleh’ dich drum – Erspare mir den Gräuel,
Dass es um Rache schreie wider mich.
O gib mich nicht dem ew’gen Schmerz zum Raub,
Dass ich den Sohn durch Vaters Hand gemordet!

Theseus.
Nein, Phädra, meine Hand befleckte sich
Mit meinem Blute nicht! Dennoch ist mir
Der Frevler nicht entwischt. Mit seiner Rache
Wird eine Götterhand beschäftigt sein.
Neptun ist mir sie schuldig. Sei gewiss:
Du wirst gerächt!

Phädra.
Neptun ist sie dir schuldig!
Was? Hättest du den Gott in deinem Zorn –

Theseus.
Wie? Fürchtest du, dass mich der Gott erhöre?
O teile vielmehr mein gerechtes Flehn!
In aller Schwärze zeig mir seine Schuld!
Erhitze meinen allzu trägen Zorn!
Du kennest seine Frevel noch nicht alle.
Der Wütende, er wagt’s noch, dich zu schmähn;
Dein Mund sei voll Betrugs. Aricia habe
Sein Herz und seine Treu’. Er liebe sie.

Phädra.
Was?

Theseus.
Er behauptet’s mir ins Angesicht!
Doch solchen Kunstgriff weiß ich zu verachten.
Schaff’ uns, Neptun, nur schnell Gerechtigkeit!
Ich gehe selbst, in seinem Tempel ihn
An sein unsterblich Götterwort zu mahnen.

(Er geht ab.)