Ismael zu den Vorigen.
Ismael (reicht dem Barak die Hand, heftig weinend).
Er hat
Gelebt – Der Streich des Todes ist gefallen.
Ach! Warum fiel er nicht auf dieses Haupt!
Barak.
Barmherz’ger Himmel! – Doch warum ließt Ihr
Geschehn, daß er im Divan der Gefahr
Sich bloßgestellt?
Ismael.
Mein Unglück braucht noch Vorwurf.
Gewarnt hab‘ ich, beschworen und gefleht,
Wie es mein Herz, wie’s meine Pflicht mich lehrte.
Umsonst! Des Freundes Stimme wurde nicht
Gehört; die Macht der Götter riß ihn fort.
Barak.
Beruhigt Euch!
Ismael.
Beruhigen? Niemals, niemals!
Ich hab‘ ihn sterben sehen. Sein Gefährte
War ich in seinem letzten Augenblick,
Und seine Abschiedsworte gruben sich
Wie spitz’ge Dolche mir ins tiefste Herz.
»Weine nicht!« sprach er. »Gern und freudig sterb‘ ich,
»Da ich die Liebste nicht besitzen kann.
»Mag es mein theurer Vater mir vergeben,
»Daß ich ohn‘ Abschied von ihm ging. Ach, nie
»Hätt‘ er die Todesreise mir gestattet!
»Zeig‘ ihm dies Bildniß!
(Er zieht ein kleines Portrait an einem Band aus dem Busen.)
»Wenn er diese Schönheit
»Erblickt, wird er den Sohn entschuldigen.«
Und an die Lippen drückt‘ er jetzt, lautschluchzend,
Mit heft’gen Küssen dies verhaßte Bild,
Als könnt‘ er, sterbend selbst, nicht davon scheiden;
Drauf kniet‘ er nieder, und – mit einem Streich –
Noch zittert mir das Mark in den Gebeinen –
Sah ich Blut spritzen, sah den Rumpf hinfallen
Und hoch in Henkers Hand das theure Haupt;
Entsetzt und trostlos riß ich mich von dannen.
(Wirft das Bild in heftigem Unwillen auf den Boden.)
Verhaßtes, ewig fluchenswerthes Bild!
Liege du hier, zertreten in dem Staub!
Könnt‘ ich sie selbst, die Tigerherzige,
Mit diesem Fußtritt so wie dich zermalmen!
Daß ich dich meinem König überbrächte!
Nein, mich soll Samarcand nicht wieder sehn.
In eine Wüste will ich fliehn und dort,
Wo mich kein menschlich Ohr vernimmt, auf ewig
Um meinen vielgeliebten Prinzen weinen. (Geht ab.)