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Turandot, Prinzessin von China – Vierter Aufzug. Siebenter Auftritt.

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Kalaf. Brigella mit einer Fackel.

(Kalaf geht in tiefen Gedanken auf und ab, Brigella betrachtet ihn mit Kopfschütteln.)

Brigella.
’s hat eben Drei geschlagen, Prinz, und Ihr
Seid nun genau dreihundert sechzigmal
In diesem Zimmer auf und ab spaziert.
Verzeiht! Mir liegt der Schlaf in allen Gliedern,
Und wenn Ihr selbst ein wenig ruhen wolltet,
Es könnt‘ nicht schaden.

Kalaf.
Du hast Recht, Brigella.
Mein sorgenvoller Geist treibt mich umher;
Doch du magst gehen und dich schlafen legen.

Brigella (geht, kommt aber gleich wieder zurück).
Ein Wort zur Nachricht, Hoheit – Wenn Euch hier
Von ohngefähr so was erscheinen sollte –
Macht Eure Sache gut – Ihr seid gewarnt!

Kalaf. Erscheinungen? Wie so? An diesem Ort?
(Mustert mit unruhigen Blicke das Zimmer.)

Brigella.
Du lieber Himmel! Uns ist zwar verboten
Bei Lebensstrafe, Niemand einzulassen.
Doch – arme Diener! Herr, Ihr wißt ja wohl!
Der Kaiser ist der Kaiser, die Prinzeß
Ist, so zu sagen, Kaiserin – und was
Die in den Kopf sich setzt, das muß geschehn!
’s wird Einem sauer, Hoheit, zwischen zwei
Dachtraufen trocknen Kleides durchzukommen.
– Versteht mich wohl. Man möchte seine Pflicht
Gern ehrlich thun – Doch man erübrigte
Auch gern etwas für seine alten Tage.
Herr, unsereins ist halter übel dran!

Kalaf.
Wie? Sollte man mir gar ans Leben wollen?
Brigella, rede!

Brigella.
Gott soll mich bewahren!
Allein bedenkt die Neugier, die man hat,
Zu wissen, wer Ihr seid. Es könnte sich
Zum Beispiel fügen, daß – durchs Schlüsselloch –
Ein Geist – ein Unhold – eine Hexe käme,
Euch zu versuchen – Gnug! Ihr seid gewarnt!
Versteht mich – Arme Diener, arme Schelme!

Kalaf (lächelnd).
Sei außer Sorgen. Ich verstehe dich
Und werde mich in Acht zu nehmen wissen.

Brigella.
Thut das, und somit Gott befohlen, Herr.
Ums Himmels willen, bringt mich nicht ins Unglück! (Gegen die Zuschauer.)
Es kann geschehen, daß man einen Beutel
Mit Golde ausschlägt – möglich ist’s! Was mich betrifft,
Ich that mein Bestes, und ich konnt‘ es nicht. (Er geht ab.)

Kalaf.
Er hat mir Argwohn in mein Herz gepflanzt.
Wer könnte mich hier überfallen wollen?
Und laß die Teufel aus der Hölle selbst
Ankommen, dieses Herz wird standhaft bleiben. (Er tritt ans Fenster.)
Der Tag ist nicht mehr weit, ich werde nun
Nicht lange mehr auf dieser Folter liegen.
Indeß versuch‘ ich es, ob ich vielleicht
Den Schlaf auf diese Augen locken kann.

(Indem er sich auf das Ruhebette niederlassen will, öffnet sich eine von den Thüren.)