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Die Piccolomini – 3. Aufzug, 4. Auftritt

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Vorige. Thekla, welche schnell hervortritt.

Thekla.
Spart Euch die Mühe, Tante!
Das hört er besser von mir selbst.

Max (tritt zurück).
Mein Fräulein! –
Was ließen Sie mich sagen, Tante Terzky!

Thekla (zur Gräfin).
Ist er schon lange hier?

Gräfin.
Jawohl, und seine Zeit ist bald vorüber.
Wo bleibt Ihr auch so lang?

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Thekla.
Die Mutter weinte wieder so. Ich seh sie leiden
– Und kann’s nicht ändern, daß ich glücklich bin.

Max (in ihren Anblick verloren).
Jetzt hab ich wieder Mut, Sie anzusehn.
Heut konnt‘ ich’s nicht. Der Glanz der Edelsteine,
Der Sie umgab, verbarg mir die Geliebte.

Thekla.
So sah mich nur Ihr Auge, nicht Ihr Herz.

Max.
Oh! diesen Morgen, als ich Sie im Kreise
Der Ihrigen, in Vaters Armen fand,
Mich einen Fremdling sah in diesem Kreise –
Wie drängte mich’s in diesem Augenblick,
Ihm um den Hals zu fallen, Vater ihn
Zu nennen! Doch sein strenges Auge hieß
Die heftig wallende Empfindung schweigen,
Und jene Diamanten schreckten mich,
Die wie ein Kranz von Sternen Sie umgaben.
Warum auch mußt‘ er beim Empfange gleich
Den Bann um Sie verbreiten, gleich zum Opfer
Den Engel schmücken, auf das heitre Herz
Die traur’ge Bürde seines Standes werfen!
Wohl darf die Liebe werben um die Liebe,
Doch solchem Glanz darf nur ein König nahn.

Thekla.
Oh! still von dieser Mummerei. Sie sehn,
Wie schnell die Bürde abgeworfen ward.
(Zur Gräfin.)
Er ist nicht heiter. Warum ist er’s nicht?
Ihr, Tante, habt ihn mir so schwer gemacht!
War er doch ein ganz andrer auf der Reise!
So ruhig hell! So froh beredt! Ich wünschte,
Sie immer so zu sehn und niemals anders.

Max.
Sie fanden sich, in Ihres Vaters Armen,
In einer neuen Welt, die Ihnen huldigt,
Wär’s auch durch Neuheit nur, Ihr Auge reizt.

Thekla.
Ja! Vieles reizt mich hier, ich will’s nicht leugnen,
Mich reizt die bunte, kriegerische Bühne,
Die vielfach mir ein liebes Bild erneuert,
Mir an das Leben, an die Wahrheit knüpft,
Was mir ein schöner Traum nur hat geschienen.

Max.
Mir machte sie mein wirklich Glück zum Traum.
Auf einer Insel in des Äthers Höhn
Hab‘ ich gelebt in diesen letzten Tagen;
Sie hat sich auf die Erd‘ herabgelassen,
Und diese Brücke, die zum alten Leben
Zurück mich bringt, trennt mich von meinem Himmel.

Thekla.
Das Spiel des Lebens sieht sich heiter an,
Wenn man den sichern Schatz im Herzen trägt,
Und froher kehr ich, wenn ich es gemustert,
Zu meinem schönern Eigentum zurück –
(Abbrechend, und in einem scherzhaften Ton.)
Was hab ich Neues nicht und Unerhörtes
In dieser kurzen Gegenwart gesehn!
Und doch muß alles dies dem Wunder weichen,
Das dieses Schloß geheimnisvoll verwahrt.

Gräfin (nachsinnend).
Was wäre das? Ich bin doch auch bekannt
In allen dunkeln Ecken dieses Hauses.

Thekla (lächelnd).
Von Geistern wird der Weg dazu beschützt,
Zwei Greife halten Wache an der Pforte.

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