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97. An Schiller, 7. September 1795

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Das Paket der Horen mit Ihrem und Hrn. v. Humboldts Brief hat mich freundlich empfangen, als ich von Ilmenau zurückkam, und ich schreibe zum ersten Gruße nur einige Worte.

Hier das Epigramm, weil Sie wohl keine Abschrift davon haben.

Jakobis Aufsatz ist wunderlich genug. Seinem Ludwig, Lear und Oedipus habe ich, als ein Profaner, nichts abgewinnen können; das zweite aber hat sehr viel Gutes, und wenn man von seiner Erklärung über Vorstellungsarten nun auch seine Vorstellungsart abzieht, so wird man sie sich leicht übersetzen können.

Die gute Aufnahme meines Mährchens erfreut mich und muntert mich auf. Wenn nur Einer von den hundert Kobolden des Alten von Ferney drinne spukt, so bin ich schon zufrieden. Wenn es zusammen ist, wünsche ich über die Intention und das Gelingen Ihre Gedanken zu hören.

Die zweite Hälfte des Mährchens und der Schluß des sechsten Buches des Romans sind nun meine nächsten Arbeiten. Wann müssen Sie das Mährchen haben?

Möchte Ihnen doch Ihr erster Ausritt ins Gebiet der Dichtkunst nach einer so langen Pause besser bekommen sein. Könnten Sie doch einige Zeit sich Ruhe lassen!

Grüßen Sie die liebe Frau und behalten mich lieb.

Weimar den 7. September 1795.

G.