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98. An Goethe, 9. September 1795

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Jena den 9. September 1795.

Zur Zurückkunft nach W. wünschen wir Ihnen Glück. Warum kann ich nicht diese kleinen Veränderungen mit Ihnen theilen, die Leib und Seele stärken!

Das Mährchen kann nun erst im zehnten Stück der Horen erscheinen, da ich in der Zeit, daß ich Ihre Resolution erwartete, das nächste beste aus meinen Abhandlungen zum neunten Stück habe absenden müssen. Auch ist es im zehnten Stück noch nöthiger, weil ich zu diesem sonst noch keine glänzende Aussichten habe. Wollen Sie es alsdann noch getrennt, so kann der Schluß im eilften Stücke nachfolgen. Ich bin aber nie für das Trennen, wo dieses irgend zu verhindern ist, weil man das Publicum nicht genug dazu anhalten kann, das Ganze an einer Sache zu übersehen und darnach zu urtheilen.

Wenn das sechste Buch des Meisters fertig ist, so denken Sie doch wohl noch auf etwas zu den Horen, was in eins der letzten Stücke kann eingerückt werden. Wir müssen jetzt mit allen Segeln zu fahren suchen, denn ich weiß von mehrern Orten, auch aus Cottas Briefen, daß wir gar nicht sicher sind, unsere dermaligen Subscribenten auch fürs nächste Jahr zu behalten.

Für das neunte Stück habe ich noch redlich gethan, was ich konnte. Ich habe alle die größeren und kleineren Gedichte von mir, welche für den Almanach nicht schlechterdings nöthig waren, darin eingerückt, so daß dieses Stück nun siebzehn Artikel enthält, worüber man gewaltige Augen machen wird. Das Inhaltsverzeichniß will ich Ihnen beilegen.

Diese Zeit über, daß Sie weg sind, habe ich zwischen prosaischen und poetischen Arbeiten abgewechselt. Eine über das Naive angefangene Abhandlung scheint gelingen zu wollen, die Materie wenigstens entwickelt sich, und ich sehe mich auf einigen sehr glücklichen Spuren.

Ich hoffe wir sehen Sie bald wieder. Meine Frau begrüßt Sie.

Sch.