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480. An Schiller, 18. Juli 1798

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Ich habe heute keinen Brief von Ihnen erhalten, doch hoffe ich daß es kein Zeichen eines schlimmen Befindens sein soll.

Mit unserer Theateranlage geht es lebhaft fort, sie wird gewiß artig und gewiß auch fest. Es scheint ein unverbrüchliches Naturgesetz zu sein: daß sich jeder Thätigkeit eine Negation entgegen setzt. Man wünschte so lange eine bessere Einrichtung und jetzt, da die Anstalten dazu gemacht sind werden Zweifel erregt und herumgetragen, um die Menschen, die wenigstens künftig bequem sitzen werden, durch eine Sorge für ihre Hälse zu incommodiren. Da es aber nur ein altes Mährchen ist das sich repetirt so kann man es wohl geschehen lassen.

Möchten Sie mir wohl meine zwei Fascikel Reiseacten, den Aufsatz über den Magneten, den ältern Aufsatz über die Cautelen des Beobachters,

wenn Sie ihn finden können, nächsten Freitag herüber schicken. Es geht mit den Aufsätzen zur Zeitschrift ganz gut und muß besser gehen wenn sie einmal im Gange ist. Die Hauptschwierigkeit bei der Redaction ist von Anfang daß man die allgemeinen Zwecke immer im Auge habe und bei allem fragmentarischen Wesen auf ein Ganzes hindenke.

Indessen kommen zwischen mir und Meyer sehr interessante Puncte zur Sprache, und man wird künftig mehr Freude an einzelnen oft kurzen Aufsätzen haben, weil man sie gleich wieder brauchen und mittheilen kann, ohne an strenge Verknüpfung zu denken.

Wenn Sie es nur möglich machen können vor Ende des Jahres auch noch etwas beizutragen.

Diese Woche will ich hier noch thun was möglich ist, vielleicht kann ich die andere wieder zu Ihnen hinüber, denn ich finde hier kaum Stimmung zu ein paar leidlichen prosaischen Perioden. Leben Sie indessen recht wohl, grüßen Sie Ihre liebe Frau und schaffen daß das artige Gartenhäuschen bis zu meiner Ankunft wohnbar sei.

Weimar am 18. Juli 1798.

G.