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739. An Goethe, 9. Mai 1800

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Weimar den 9. Mai 1800.

Ich erfahre in diesem Augenblick, daß jemand aus Ihrem Hause nach Leipzig abgeht, und benütze diese Gelegenheit, Ihnen nur ein paar Worte zum Gruß zu schreiben.

Ihre Abwesenheit empfinde ich sehr, und doppelt empfinde ich sie, weil ich mich jetzt nicht in meiner Arbeit verlieren kann, denn die Proben von Macbeth zerschneiden mir die Zeit gewaltig, und zum fünften Akte der Marie habe ich nicht kommen können, auch nicht wollen, weil ich dazu einer eigenen Stimmung bedarf.

Wie man mir sagt, so kommen Sie erst auf den Mittwoch zurück. Wir können Sie also gleich mit dem Macbeth empfangen, denn dieser ist bis dahin verlegt worden.

Meine Gesundheit hat sich immer recht wohl gehalten, ich gehe mit Meyern viel spazieren.

Meine Kleine ist seit fünf Tagen inoculirt worden, und wir erwarten nun mit Furcht und Hoffnung den Ausbruch der Blattern.

Ich muß eilen, weil man im Augenblick abreist.

Leben Sie recht wohl, kommen Sie gesund zurück. Leider werde ich Sie nur Einen Tag hier sehen, und dann meine poetische Einsamkeit beziehen.

Sch.

Inlage bitte ich an Cotta zu besorgen. Er wird mir etwas Geld schicken, und ich bitte Sie, wenn es Sie nicht beschwert, es mir mitzubringen.