Nicht schämet euch zu singen,
Ob Dünkel höhnt und grollt!
Noch goldner ist, als Gold,
Gesang von edlen Dingen!
Gesang ward anvertraut,
Den starren Geist zu lindern
Uns armen Menschenkindern
Ein holder Ammenlaut.
Wer wars, der dich, Hellene,
Zur Menschlichkeit so hoch
Vom Wildling auferzog?
Das Mäoniden Töne!
Wer schuf dich, Römer, fein?
Wer weckte Wälsch’ und Franken
Und Angeln zu Gedanken?
Des Liedes Mus’ allein!
Durch fremder Lieder Halle
Entwacht’ in Deutschland kaum
Ein Häuflein dumpfem Traum:
Tief träumen noch fast alle.
Der wähnt vom Mutterschooß
Sich edler, der verengelt;
Der lallt und spielt gegängelt,
Der kaum der Windeln los.
Wo späht ein freier Späher?
Gefeßelt lahmt Vernunft
Durch Machtgebot und Zunft
Der Herscherling’ und Seher.
Was Ehre sei, was gut,
Was schön und herzerhebend:
Der Ausspruch hänget schwebend
An Wahn und Übermut.
O Dichter, lehrt die Menge,
Verachtend Groll und Hohn,
Durch süßen Ammenton
Begeisterter Gesänge!
Bald flieht von Herz und Ohr
Des Ungefühles Nebel;
Der hoh’ und niedre Pöbel
Vernimmt, und staunt empor.