HomeDie Horen1795 - Stück 9XI. Die Antike an einen Wanderer aus Norden. [Friedrich Schiller]

XI. Die Antike an einen Wanderer aus Norden. [Friedrich Schiller]

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Über Ströme hast du gesetzt und Meere durchschwommen,
Über der Alpen Gebirg trug dich der schwindlichte Steg,
Mich in der Nähe zu schauen und meine Schöne zu preisen,
Die der begeisterte Ruf rühmt durch die staunende Welt;
Und nun stehst du vor mir, du darfst mich heilge berühren,
Aber bist du mir jetzt näher und bin ich es dir?
Hinter dir liegt zwar dein nebligter Pol und dein eiserner Himmel;
Deine arkturische Nacht flieht vor Ausoniens Tag,
Aber hast du die Alpenwand des Jahrhunderts gespalten,
Die zwischen dir und mir finster und traurig sich thürmt?
Hast du von deinem Herzen gewälzt die Wolke des Nebels,
Die von dem wundernden Aug‘ wälzte der fröhliche Strahl?
Ewig umsonst umstrahlt dich in mir Ioniens Sonne,
Den verdüsterten Sinn bindet der nordische Fluch.

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