HomeDie Horen1796 - Stück 1III. Elegien von Properz. [Sextus Propertius]

III. Elegien von Properz. [Sextus Propertius]

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Erste Elegie

des zweyten Buchs zwölfte.

Wahrlich ein seltener Geist beseelte den Pinsel des Künstlers,
Welcher den Amor zuerst mahlte in Kindesgestalt!
Er sah ein, daß Verliebte mit unberathenen Sinnen
Leben, ein großes Glück leicht und im Scherze verthun.
Auch gab er mit gutem Bedacht ihm luftige Schwingen,
Ließ mit menschlichem Sinn schweben im Fluge den Gott.
Schaukelt uns nicht die Woge der Liebe bald dahin und dorthin?
Ist die Luft, die uns treibt, irgend von sicherm Bestand?
Und gar wohl hat er ihn mit gegenspitzigen Pfeilen
Ausgerüstet, um ihn zierlich den Köcher gehängt.
Siehe schon trift das Geschoß, noch ehe den Feind man gewahr wird;
Keiner geneset sobald, dem er die Wunde versezt.
In mir haftet der Pfeil, mir bleib das kindische Bildniß;
Nur die Flügel sind ihm gänzlich entfallen bey mir.
Ach, er fliegt nicht davon, er sitzet fest mir im Busen,
Und mit meinem Blut führet und nährt er den Krieg.
Was ergötzet du dich an diesem vertrockneten Marke,
Grausamer! Schleudre den Pfeil irgend auf andere hin!
Steck’ ein gesundes Herz mit deinem brennenden Gift an:
Nicht mich schlägst du, du schlägst doch nur den Schatten von mir.
Hast du diesen vernichtet, wer singet künftig dein Loblied?
Zwar ist die Msue leicht, doch dir ein ewiger Ruhm.
Laß sie das zierliche Köpfchen, die zarten Finger des Mädchens
Singen, ihr schwarzes Aug’, und den bezaubernden Tritt.

Zweyte Elegie

des zweyten Buchs neun und zwanzigste.

Als ich in gestriger Nacht von vielem Weine berauschet;
Trunken die Straßen durchschwärmt’, ohne der Diener Geleit,
Kommt mir ein kindischer Trupp von Knaben entgegen: den Schwarm konnt’
Ich nicht zählen, der Schreck nahm die Besinnung mir weg.
Einige trugen Fackeln, die andern spitzige Pfeile,
Noch ein Theil, wie es schien, rüstete Ketten mir zu.
Alle waren sie nackt, und der muthwilligsten einer
Springt aus der Mitte, und ruft: „diesen ergreifet mir hier!
„Der ist’s, den ihr schon kennt! den nannte das zürnende Mädchen.“
Und schon fühlt ich am Hals fest mir den Knoten geschnürt.
Noch ein anderer schreyt; „nur fort mit ihm!“ wieder ein andrer:
„Der soll sterben, der uns Ehre der Götter versagt!
„Diesen Unwürd’gen erwartet in langen Stunden, die Holde!
„Indeß treibt sich der Thor draussen bey andern herum.
„Hauchen nicht, wenn sie die purpurnen Schleifen der nächtlichen Binde
„Löset, und ihre vom Schlaf trunkenen Augen bewegt,
„Wohlgerüche von ihr, nicht die der arabischen Staude,
„Nein, wie mit Götterhand Amor sie selber erpresst!
„Doch nun lasst ihn, ihr Brüder! Nun wird er schon Treue geloben,
„Denn hier sind wir bereits an dem bezeichneten Haus.“ –
Und sie werfen mir wieder den Mantel über die Schulter:
„Geh, und lerne daß man Nachts aus dem Hause nicht schweift.“
Allbereits nahte der Morgen. Ich wollte spähn, ob alleine
Cynthia schlafe; ich fand Cynthien einsam im Bett.
Wie erstaunt ich! So schön hatt’ ich noch nie sie gesehen;
Nie, in dem purpurnen Kleid schien sie so reizend mir nicht.
Aufstehn wollt’ sie, und gehen in der Vesta Tempel, zu wenden
Eines ungünstigen Traums Deutung von sich und von mir.
Und so zeigt’ sie sich mir, vom Schlummer eben verlassen;
Ach was vermag die Gestalt bloß durch natürlichen Reiz!
„Woher kommst du so früh zu deiner Freundinn auf Kundschaft?
„Glaubst du an Sitten vielleicht ähnlich den Männern die Frau?
„Nicht leichtsinnig bin ich, wie du dir denkest, mir gnüget
„Ein Freund; sey es nun du, oder ein treuerer Mann.
„Zeugt mein Lager nicht selbst von der Ruhe der nächtlichen Stunden?
„Nur Ein Körper hat hier sich in die Pfühle gesenkt.
„Sieh, ob verdächtige Hitze von meinem Busen emporwallt,
„Oder die athmende Brust mich des Verbrechens bezeiht!“ –
Also sagt sie, und wendet mit vorgehaltenen Händen
Von sich die Küsse, springt in den Pantoffel behend.
Seitdem seh ich mich ganz vom Heiligthume der Liebe
Ausgeschlossen, nie kehrt glücklich mir wieder die Nacht.

Dritte Elegie

des ersten Buchs achtzehnte.

Einsam ist dieser Ort, und meinen Klagen verschwiegen,
Nur des Zephyrs Hauch wohnt im verödeten Hain.
Ohne Furcht mag ich hier geheime Leiden erzählen;
Wenn der Felsen mir nur Treue zu halten vermag!
Aber wo soll ich beginnen von deinen Kränkungen? Welches
Harte Verfahren von dir, Cynthia, wein’ ich zuerst?
Einst in der Liebe beglückt, so nannten mich alle, nun trag ich
Ach unwillig die Schmach die mir die Liebe verhängt!
Aber was hab ich verbrochen? Womit verdient ich den Kaltsinn?
Welcher neue Verdacht hat dir den Unmuth erregt?
Räche den Frevel an mir, wenn irgend eines der Mädchen
Mir den zierlichen Fuß über die Schwelle gesezt!
Reizt mich dein Vorwurf gleich zu den allerbittersten Schmerzen,
Soll doch mein äußerster Zorn nie so an dir sich vergehn,
Daß ich dein Wüthen verdiene, daß deine fallende Zähre
Mich verklage, wenn sie Wangen und Aug’ dir entstellt.
Ist dir zu kalt mein Betragen, und nährt daher der Verdacht sich,
Daß mir der Treue Schwur stets von der Lippe nicht schallt?
Seyd mir Zeugen, wenn je in Bäumen Liebe gewohnt hat,
Ihr, o Buchen, und du, von dem arkadischen Gott
Freundin, o Pinie! wie oft ertönet Cynthiens Nahme
Euren Schatten, wie oft grab’ ich den Rinden ihn ein!
Welchen Gram hat mir nicht dein grausamer Vorwurf erreget!
Stummen Wänden jedoch hab’ ich allein ihn vertraut.
Trag ich nicht stets den gebiethrischen Stolz in schweigender Demuth?
Wagt’ ichs zu klagen wann je neuen Verdruß sie ersann?
Und was ist mir dafür? Ihr Götter! die lebenden Quellen,
Und der nackende Fels, und hier mein Lager auf ihm;
Daß ich die bitteren Klagen, wozu mein Elend mich zwinget,
Hier den Vögeln allein noch zu erzählen vermag.
Aber sey wie du willst; noch sollen die Wälder den Nahmen
Cynthia tönen! und noch schall er vom Felsen zurück!

Vierte Elegie

des ersten Buchs vierzehnte.

An Tullus.

Magst du am Ufer der Tiber in weicher Ruhe gestrecket,
Schlürfen den lesbischen Wein aus dem Mentor’schen Pokal,
Und mit verwunderndem Aug’ den leicht hingleitenden Nachen
Nachsehn, des trägeren Schiffs seilegeleitetem Gang;
Mag dein eigener Forst mit hochaufstrebenden Gipfeln
Stämme dir zeigen, werth daß sie der Kaukasus trägt:
Alles dieses Mag sich mit meiner Liebe nicht gleichen;
Wer dem Amor gehört achtet nicht Schätze der Welt.
Ruht sie an meiner Seite in süß verlängertem Schlummer,
Scherzt mit der Liebe Spiel leicht sie den Tag mir hinweg,
Dann fleußt unter dem eigenen Dach mir der gold’ne Paktolus,
Perlen fisch’ ich alsdann des erythräischen Meers.
Dann verbürgt mir die Liebe ein Glück das Könige neiden;
Mög es doch dauern so lang’ meiner die Parze noch schont!
Wie kann Reichthum ergötzen, wenn ihn die Liebe befeindet!
Ist mir Venus nicht hold, bringt kein Geschenke mir Glück.
Diese vermag auch den Sinn des härtesten Kriegers zu brechen:
Felsenherzen hat sie schmerzliche Wunden versetzt.
Sie tritt ein mit kühnerem Fuß auf marmornem Boden,
Öfnet mit dreister Hand da sich das purpurne Bett,
Um den unglücklichen Jüngling auf rastlosem Lager zu foltern
Armer, was hilft dir anjetzt seidegesticktes Gedeck?
Doch ist die Göttinn mir hold, was frag ich nach stolzen Provinzen?
Auch des Alcinous Reich ist mir des Wunsches nicht werth.

Fünfte Elegie

des zweyten Buchs zweyte.

Frey war ich, dachte für mich allein mein Bettchen zu hüten;
Amor betrog mich, er bot lügenden Frieden mir an.
Solche Menschengestalt warum verweilt sie auf Erden?
Hier zu rauben, o Zeus! würde verzeihlicher seyn.
Dieses blonde Haar, und die längliche Hand, und die hohe
Volle Gestalt; der Gang, würdig der Schwester des Zeus!
So trat Pallas einher, Dulichiens Opfer besuchend,
Das Gorgonenhaupt fest an den Busen gedruckt.
So war Ischomache einst, vom Lapithengeschlechte die Heldinn,
Euch Centauren, ein Raub, unter dem festlichen Mahl!
So sah an dem Böbrischen See, von Liebe berauschet,
Deinen jungfräulichen Leib, göttliche Brimo! Merkur.
Weicht ihr Göttinnen alle, die ihr auf den Gipfeln des Ida
Euch dem phrygischen Hirt schleyerenthüllet gezeigt!
Nichts soll diese Gestalt, nichts diese Schöne verzehren,
Würde an Jahren sie dir, kumische Priesterinn, gleich!

Sechste Elegie

des ersten Buchs neunzehnte.

Furchtlos will ich anjetzt das Reich der Manen besuchen,
Meinen traurigen Rest lodernder Flamme vertraun.
Eine Sorge hatt’ ich, daß deine Liebe der Leiche
Künftig fehle; dieß war grausamer mir als der Tod.
Nicht so leicht hat der Pfeil des Knaben mein Auge berühret,
Daß nicht die Asche von mir Liebe noch fühlte für dich.
Auch der phylacische Held konnt’ seiner anmuthigen Gattinn
Nicht vergessen, als er stieg in des Tartarus Nacht;
Einmal sie noch zu umfassen, obgleich mit nichtigen Händen,
Kehrte der Held zurück in sein thessalisches Haus.
Wer ich dort unten auch sey, doch heiß ich dein liebender Schatten;
Über des Schicksals Fluth schreitet der Liebe Gewalt.
Dort versammelt sich dann das schöne Chor Heroinen;
Einst Dardaniens Stolz, dann ein argivischer Raub!
Keiner von allen wirst du an Schönheit, o Cynthia, weichen!
Keine, o Erde vergönn’s! scheint mir so reizend als du.
Sollt’ auch über das Ziel dir das Schicksal die Jahre verlängern,
Würden die Reste von dir immer mir theuer noch seyn.
Könntest du lebend auch dieß bey meiner Asche noch fühlen,
Sey auch, wo er mich trift, stets mir willkommen der Tod.
Aber wie fürcht’ ich, es zieht von meinem verachteten Grabe,
Meinem Staube, zu bald, andere Liebe dich weg,
Zwingt dich, die Thränen um mich, auch wider Willen zu trocknen:
Unter häufigem Droh’n wanket das zärtlichste Herz.
Drum erfreuen wir uns der Liebe, so lang es vergönnt ist!
Allzuvergänglich nur ist zärtlicher Liebe Genuß.

Siebente Elegie

des ersten Buchs dritte.

So lag Ariadne, als Theseus Segel entwicken,
Tief im Schlummer versenkt an dem verlaß’nen Gestad;
So lag, eben entfesselt vom Fels, die Tochter des Cepheus,
Nun, nach langer Pein, wieder der Ruhe geschenkt;
Uns so sinkt die Edone, von rastlos tanzenden Chören
Matt, an des Apidanus blumichtem Ufer dahin.
So fand Cynthien ich, in weicher Ruhe gestreket
Schlummerathmend; ihr Haupt stütze der wankende Arm.
Trunken, in später Nacht, schleppt’ ich die trägeren Schritte,
Und der Knaben Gefolg schwungen die Fackeln mir aus.
Doch so gänzlich noch nicht von allen Sinnen beraubet,
Leis’ mit gehaltenem Tritt wagt ich dem Bette zu nah’n;
Und bered’ten mich schon die beyden der heftigsten Götter,
Amor und Bacchus zugleich, brennend von zwiefacher Glut,
Unterzuschieben den Arm der holden Schläferinn, Küsse
Ihr zu rauben, und sie sanfter zu drücken ans Herz;
Dennoch wagt’ ich es nicht der Gebieterinn Ruhe zu stören,
Eingedenk’ nur zu wohl ihres bestrafenden Zorns.
Aber wie Argus hieng an der Inachis heimlichen Hörnern,
Hieng mein trunkenes Aug an dem entzückenden Reitz.
Und nun lös’te ich mir die Kränze von Stirne und Schläfen,
Legte mit sachter Hand Cynthien sie um den Schlaf;
Und nun ringelt’ ich auf die herabgefallenen Loken,
Äpfel schob ich sogar ihr in die Höhle der Hand.
Alles spendet’ ich nur dem unerkenntlichen Schlafe,
Denn es rollten alsbald wieder die Gaben herab.
Regte sich dann in der Brust ein zurückgehaltener Seufzer,
Stutzt’ ich, und glaubte sogleich eine Bedeutung zu sehn:
Irgend ein Schreckenbild sey dir erschienen im Träume,
Irgend ein Frecher vielleicht zwing’ dich die seine zu seyn.
Endlich erreichet der Mond die genüberstehenden Fenster,
Und sein verweilendes Licht breitet er emsig umher,
Öffnet mit leisem Strale die sanftgeschlossenen Äuglein;
Also begann sie, indem sie auf den Pfülben sich stütz:
„Rächet endlich an dir ein anderes Mädchen, die Freundinn?
„Jagt von der Thüre dich weg, drängt zu der meinen dich hin?
„Wo verbringst du die Stunden, die mir alleine gehören?
„Kehrest, fast nun am Tag, matt und entkräftet zurück.
„Möchten, Ungetreuer! doch so die Nächte dir werden,
„Wie mir durch deine Schuld immer die meinigen sind.
„Erst betrog ich den Schlaf mit der Purpurspindel, dann nahm ich
„Orpheus Leyer zur Hand, sang mir ermattet ein Lied:
„Klagte den Zustand der armen verlaß’nen in schmerzlichen Tönen,
„Deiner Ausschweifungen Zahl, deinen vergessenen Eid!
„Endlich umwehete mich der Schlaf mit leisem Gefieder,
„Ich sank hin, und hier fand ich dem Kummer ein Ziel.“

Achte Elegie

des ersten Buchs zweyte.

Mag es, o Theure, so sehr dich ergötzen im prächtigen Haarschmuck,
Unter des koischen Flors üppigen Wellen zu gehn?
Soll vom Orontes die Narde durch deine Locke nur düften?
Angebohrenen Reizt giebst du für fremden zum Kauf?
Und durch erhandelten Putz vernichtest du eigene Gaben,
Nimmst den Gliedern sogar ihre natürliche Zier!
Glaube mir, deine Gestalt braucht keiner helfenden Mittel;
Amors nackte Gestalt liebt nicht erkünstelten Putz.
Schaue die Blumen nur an, die hold dem Boden entsprießen,
Ungezwungen rankt froher der Epheu empor;
Schau wie der Hagedorn um Höhlen schöner hervorragt,
Ununterrichtet der Bach schlängelnde Pfade sich sucht;
Wie sich die Ufer von selbst mit bunten Steinchen bemahlen,
Süßer Waldgesang kunstlos der Vögel erschallt!
Nicht so setzten, durch eiteln schmuck, Helaire und Phoebe,
Jene den Pollur, und die Kastorn in zärtlichen Brand;
Zwischen Apoll und Idas erregete so nicht Morpesa
Jenen brünstigen Zwist an dem Gestade Neptuns;
Nicht durch erschminkten Reiz bezauberte Hippodamia
Ihren Phryger, und flog mit ihm auf Rädern davon.
Ein Gesicht, an Farbe gemischt wie die Bilder Apelles,
Borgte vom schimmernden Glanz falscher Geschmeide noch nichts.
Nicht durch gemeine Kunst erregten sie Glut in den Herzen;
Mit der holden Schaam dünkten sie schön sich genug.
Warlich, ich fürchte nicht, du seyst mir geringer als jene;
Schön ist ein Mädchen genug wenn sie nur Einem gefällt.
Und dir, welcher Apoll den Geist der Lieder geschenkt hat,
Du, der Kalliope selbst willig die Leyer gereicht;
Die du einzigen Reiz der süßen Worte besizest,
Alles was Venus nur giebt, was nur Minerven gefällt;
Damit wirst du, o Liebe, mein ganzes Leben beglücken;
Wirf ihn nur weit von dir jenen verächtlichen Prunk!

Neunte Elegie

Des ersten Buchs siebzehnte.

Und zwar mit Recht – wie konnt’ ich das theure Mädchen verlassen?
Sprech ich allein mit des Meers traurigen Vögeln anjetzt?
Meinem Schiffe versagt den Blick Kassiope selber;
Hin fällt jedes Gelübd’ an dem unwirthbaren Strand.
Cynthia, auch abwesend sind dir die Winde gehorsam!
Horch, wie gewaltig braust fernher der wilde Orkan1
Wird kein günstiger Blick die rasenden Stürme versühnen?
Soll ein geringer Sand decken die Leiche von mir?
Ändere doch den sinn, besänft’ge den zürnenden Unmuth!
Diese Stürme, die Nacht, sind mir zur Strafe genug!
Könntest du meine Leiche mit trockenen Augen bestatten?
Nicht noch an deiner Brust wärmen die Reste von mir?
Weh ihm, welcher zuerst ein Schiff und Segel erfunden;
Durch den Abgrund des Meers lehrte die Balken zu gehn!
Wär’ der Gebieterinn Launen zu tragen nicht besser gewesen?
War sie grausam, doch war keine an Schönheit ihr gleich!
Nun erblick’ ich die Ufer mit wilden Wäldern umwachsen;
Suche das Zwillingspaar, ach, nur am Himmel umsonst!
Hätte das Schicksal bey ihr vom langen Schmerz mich befreyet,
Meine Liebe verscharrt, und mir den Grabstein gesetzt;
Hätte vielleicht sie dem Grab die theuren Locken geschenket,
Unter Rosen vielleicht meine Gebeine gelegt,
Über dem letzten Staube noch meinen Nahmen gerufen:
O, so deckete dann leichter die Erde den Staub!
Aber ihr, Meererzeugte, der schönen Doris gebohrne,
Euer glücklicher Hauch löse die Segel mir auf!
Bringt an ein freundliches Ufer den Mitgesellen der Liebe,
Wenn sich Amor zu euch je in die Fluthen getaucht!

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