HomeText: Die Jungfrau von Orleans2. AktDie Jungfrau von Orleans – 2. Aufzug, 3. Auftritt

Die Jungfrau von Orleans – 2. Aufzug, 3. Auftritt

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Talbot. Burgund. Lionel

Talbot.
Was für ein Weib!

Lionel.
Nun eure Meinung, Feldherrn!
Fliehn wir noch weiter oder wenden uns
Zurück, durch einen schnellen kühnen Streich
Den Schimpf des heutgen Tages auszulöschen?

Burgund.
Wir sind zu schwach, die Völker sind zerstreut,
Zu neu ist noch der Schrecken in dem Heer.

Talbot.
Ein blinder Schrecken nur hat uns besiegt,
Der schnelle Eindruck eines Augenblicks.
Dies Furchtbild der erschreckten Einbildung
Wird, näher angesehn, in nichts verschwinden.
Drum ist mein Rat, wir führen die Armee
Mit Tagesanbruch über den Strom zurück,
Dem Feind entgegen.

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Burgund.
Überlegt –

Lionel.
Mit Eurer
Erlaubnis. Hier ist nichts zu überlegen.
Wir müssen das Verlorne schleunig wieder
Gewinnen oder sind beschimpft auf ewig.

Talbot.
Es ist beschlossen. Morgen schlagen wir.
Und dies Phantom des Schreckens zu zerstören,
Das unsre Völker blendet und entmannt,
Laßt uns mit diesem jungfräulichen Teufel
Uns messen in persönlichem Gefecht.
Stellt sie sich unserm tapfern Schwert, nun dann,
So hat sie uns zum letztenmal geschadet,
Stellt sie sich nicht, und seid gewiß, sie meidet
Den ernsten Kampf, so ist das Heer entzaubert.

Lionel.
So seis! Und mir, mein Feldherr, überlasset
Dies leichte Kampfspiel, wo kein Blut soll fließen.
Denn lebend denk ich das Gespenst zu fangen,
Und vor des Bastards Augen, ihres Buhlen,
Trag ich auf diesen Armen sie herüber
Zur Lust des Heers, in das britannsche Lager.

Burgund.
Versprechet nicht zu viel.

Talbot.
Erreich ich sie,
Ich denke sie so sanft nicht zu umarmen.
Kommt jetzo, die ermüdete Natur
Durch einen leichten Schlummer zu erquicken,
Und dann zum Aufbruch mit der Morgenröte. (Sie gehen ab)