HomeText: Die Jungfrau von Orleans4. AktDie Jungfrau von Orleans – 4. Aufzug, 11. Auftritt

Die Jungfrau von Orleans – 4. Aufzug, 11. Auftritt

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Die Vorigen. Thibaut tritt aus der Menge und steht Johanna gerade gegenüber

Mehrere Stimmen.
Ihr Vater!

Thibaut.
Ja ihr jammervoller Vater,
Der die Unglückliche gezeugt, den Gottes
Gericht hertreibt, die eigne Tochter anzuklagen.

Burgund.
Ha! Was ist das!

Du Chatel.
Jetzt wird es schrecklich tagen!

Thibaut (zum König).
Gerettet glaubst du dich durch Gottes Macht?
Betrogner Fürst! Verblendet Volk der Franken!
Du bist gerettet durch des Teufels Kunst.

(Alle treten mit Entsetzen zurück)

Dunois.
Rast dieser Mensch?

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Thibaut.
Nicht ich, du aber rasest,
Und diese hier, und dieser weise Bischof,
Die glauben, daß der Herr der Himmel sich
Durch eine schlechte Magd verkünden werde.
Laß sehn, ob sie auch in des Vaters Stirn
Der dreisten Lüge Gaukelspiel behauptet,
Womit sie Volk und König hinterging.
Antworte mir im Namen des Dreieinen,
Gehörst du zu den Heiligen und Reinen?

(Allgemeine Stille, alle Blicke sind auf sie gespannt, sie steht unbeweglich)

Sorel.
Gott, sie verstummt!

Thibaut.
Das muß sie vor dem furchtbarn Namen
Der in der Höllen Tiefen selbst
Gefürchtet wird! – Sie eine Heilige,
Von Gott gesendet! – An verfluchter Stätte
Ward es ersonnen, unterm Zauberbaum,
Wo schon von alters her die bösen Geister
Den Sabbat halten – hier verkaufte sie
Dem Feind der Menschen ihr unsterblich Teil,
Daß er mit kurzem Weltruhm sie verherrliche.
Laßt sie den Arm aufstreifen, seht die Punkte,
Womit die Hölle sie gezeichnet hat!

Burgund.
Entsetzlich! – Doch dem Vater muß man glauben,
Der wider seine eigne Tochter zeugt!

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