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Die Jungfrau von Orleans – Prolog, 1. Auftritt

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Eine ländliche Gegend. Vorn zur Rechten ein Heiligenbild in einer Kapelle; zur Linken eine hohe Eiche
Thibaut d’Arc. Seine drei Töchter. Drei junge Schäfer, ihre Freier

Thibaut.
Ja, liebe Nachbarn! Heute sind wir noch
Franzosen, freie Bürger noch und Herren
Des alten Bodens, den die Väter pflügten;
Wer weiß, wer morgen über uns befiehlt!
Denn aller Orten läßt der Engelländer
Sein sieghaft Banner fliegen, seine Rosse
Zerstampfen Frankreichs blühende Gefilde.
Paris hat ihn als Sieger schon empfangen,
Und mit der alten Krone Dagoberts
Schmückt es den Sprößling eines fremden Stamms.
Der Enkel unserer Könige muß irren
Enterbt und flüchtig durch sein eignes Reich,
Und wider ihn im Heer der Feinde kämpft
Sein nächster Vetter und sein erster Pair,
Ja seine Rabenmutter führt es an.
Rings brennen Dörfer, Städte. Näher stets
Und näher wälzt sich der Verheerung Rauch
An diese Täler, die noch friedlich ruhn.
– Drum, liebe Nachbarn, hab ich mich mit Gott
Entschlossen, weil ichs heute noch vermag,
Die Töchter zu versorgen; denn das Weib
Bedarf in Kriegesnöten des Beschützers,
Und treue Lieb hilft alle Lasten heben.

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(Zu dem ersten Schäfer)
– Kommt, Etienne! Ihr werbt um meine Margot,
Die Äcker grenzen nachbarlich zusammen,
Die Herzen stimmen überein – das stiftet
Ein gutes Ehband!
(Zu dem zweiten) Claude Marie! Ihr schweigt,
Und meine Louison schlägt die Augen nieder?
Werd ich zwei Herzen trennen, die sich fanden,
Weil ihr nicht Schätze mir zu bieten habt?
Wer hat jetzt Schätze? Haus und Scheune sind
Des nächsten Feindes oder Feuers Raub –
Die treue Brust des braven Manns allein
Ist ein sturmfestes Dach in diesen Zeiten.

Louison.
Mein Vater!

Claude Marie.
Meine Louison!

Louison (Johanna umarmend).
Liebe Schwester!

Thibaut.
Ich gebe jeder dreißig Acker Landes
Und Stall und Hof und eine Herde – Gott
hat mich gesegnet und so segn er euch!

Margot (Johanna umarmend).
Erfreue unsern Vater! Nimm ein Beispiel!
Laß diesen Tag die frohe Bande schließen.

Thibaut.
Geht! Machet Anstalt. Morgen ist die Hochzeit,
Ich will, das ganze Dorf soll sie mitfeiern.

(Die zwei Paare gehen Arm in Arm geschlungen ab)