HomeText: ÜbersetzungenDer Neffe als OnkelDer Neffe als Onkel (Picard) – Dritter Aufzug. Achter Auftritt.

Der Neffe als Onkel (Picard) – Dritter Aufzug. Achter Auftritt.

Bewertung:
(Stimmen: 0 Durchschnitt: 0)

Oberst Dorsigny. Valcour. Vorige.

Fr. v. Mirville.
Himmel! Der Onkel!

Sophie.
Mein Vater!

Champagne.
Führt ihn der Teufel zurück?

Dorsigny.
Jawohl, der Teufel! Dieser Valcour ist mein böser Genius!

Fr. v. Dorsigny.
Was seh‘ ich! Mein Mann!

Valcour (den ältern Dorsigny präsentierend).
Wie schätz‘ ich mich glücklich, einen geliebten Neffen in den Schooß seiner Familie zurückführen zu können! (Wie er den jüngern Dorsigny gewahr wird.) Wie Teufel, da bist du ja – (Sich zum ältern Dorsigny wendend.) Und wer sind Sie denn, mein Herr?

Oberst.
Sein Onkel, mein Herr.

Dorsigny.
Aber erkläre mir, Valcour –

Valcour.
Erkläre du mir selbst! Ich bringe in Erfahrung, daß eine Ordre ausgefertigt sei, dich nach deiner Garnison zurück zu schicken – Nach unsäglicher Mühe erlange ich, daß sie widerrufen wird – ich werfe mich aufs Pferd, ich erreiche noch bald genug die Postchaise, wo ich dich zu finden glaubte, und finde auch wirklich –

Oberst.
Ihren gehorsamen Diener, fluchend und tobend über einen verwünschten Postknecht, dem ich Geld gegeben hatte, um mich langsam zu fahren, und der mich wie ein Sturmwind davon führte.

Valcour.
Dein Herr Onkel findet es nicht für gut, mich aus meinem Irrthum zu reißen; die Postchaise lenkt wieder um, nach Paris zurück, und da bin ich nun – Ich hoffe, Dorsigny, du kannst dich nicht über meinen Eifer beklagen.

Dorsigny.
Sehr verbunden, mein Freund, für die mächtigen Dienste, die du mir geleistet hast! Es thut mir nur leid um die unendliche Mühe, die du dir gegeben hast.

Oberst.
Herr von Valcour! Mein Neffe erkennt Ihre große Güte vielleicht nicht mit der gehörigen Dankbarkeit; aber rechnen Sie dafür auf die meinige.

Fr. v. Dorsigny.
Sie waren also nicht unterwegs nach Rußland?

Oberst.
Was Teufel sollte ich in Rußland?

Fr. v. Dorsigny.
Nun, wegen der wichtigen Commission, die das Ministerium Ihnen auftrug, wie Sie dem Champagne sagten.

Oberst.
Also wieder der Champagne, der mich zu diesem hohen Posten befördert. Ich bin ihm unendlichen Dank schuldig, daß er so hoch mit mir hinaus will. – Herr Gaspar, Sie werden zu Hause mein Billet gefunden haben; es würde mir lieb sein, wenn der Ehekontrakt noch diese Nacht unterzeichnet würde.

Notar.
Nichts ist leichter, gnädiger Herr! Wir waren eben im Begriff, dieses Geschäft auch in Ihrer Abwesenheit vorzunehmen.

Oberst.
Sehr wohl! Man verheirathet sich zuweilen ohne den Vater; aber wie ohne den Bräutigam, das ist mir doch nie vorgekommen.

Fr. v. Dorsigny.
Hier ist der Bräutigam! Unser lieber Neffe.

Dorsigny.
Ja, bester Onkel! Ich bin’s.

Oberst.
Mein Neffe ist ein ganz hübscher Junge; aber meine Tochter bekommt er nicht.

Fr. v. Dorsigny.
Nun, wer soll sie denn sonst bekommen?

Oberst.
Wer, fragen Sie? Zum Henker! Der Herr von Lormeuil soll sie bekommen.

Fr. v. Dorsigny.
Er ist also nicht todt, der Herr von Lormeuil?

Oberst.
Nicht doch, Madame! Er lebt, er ist hier. Sehen Sie sich nur um, dort kommt er.

Fr. v. Dorsigny.
Und wer ist denn der Herr, der mit ihm ist?

Oberst.
Das ist ein Kammerdiener, den Herr Champagne beliebt hat, ihm an die Seite zu geben.