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Iphigenie in Aulis – Vierte Zwischenhandlung.

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Chor.
Wie lieblich erklang
Der Hochzeitgesang,
Den zu der Cyther tanzlustigen Tönen,
Zur Schalmei und zum libyschen Rohr
Sang der Camönen
Versammelter Chor
Auf Peleus‘ Hochzeit und Thetis‘, der Schönen!

Wo die Becher des Nektars erklangen,
Auf des Pelion wolkichtem Kranz,
Kamen die zierlich Gelockten und schwangen
Goldene Sohlen im flüchtigen Tanz.
Mit dem melodischen Jubel der Lieder
Feierten sie der Verbundenen Glück,
Der Berg der Centauren hallte sie wieder,
Pelions Wald gab sie schmetternd zurück.

Unter den Freuden
Des festlichen Mahls
Schöpfte des Nektars himmlische Gabe
Jovis Liebling, der phrygische Knabe,
In die Bäuche des goldnen Pokals.
Fünfzig Schwestern des Göttlichen hüpften
Lustig daneben im glänzenden Sand,
Tanzten den Hochzeitreigen und knüpften
Reizende Ring‘ mit verschlungener Hand.

(Gegenstrophe.)
Grüne Kronen in dem Haar
Und mit fichtenem Geschosse,
Menschen oben, unten Rosse,
Kam auch der Centauren Schaar,
Angelockt von Bromius‘ Pokale
Kamen sie zum Göttermahle.

Heil dir, hohe Nereide!
Sang mit lautem Jubelliede
Der Thessalierinnen Chor;
Heil dir! sang der Mädchen Chor.
Heil dir! Heil dem schönen Sterne,
Der aus deinem Schooß ersteht!

Und Apoll, der in der Ferne
Der verborgnen Zukunft späht,
Und der auf den unbekannten
Stamm der Musen sich versteht,
Chiron, der Centaure – nannten
Beide schon mit Namen ihn,
Der zu Priams Königssitze
Kommen würde an der Spitze
Seiner Myrmidonenschaaren,
In des Speeres Wurf erfahren,
Wüthend dort mir Mord und Brand
In des Räubers Vaterland –
Auch die Rüstung, die er würde tragen,
Künstlich von Hephästos‘ Hand
Aus gediegnem Gold geschlagen,
Ein Geschenk der Göttlichen,
Die den Göttlichen empfangen.
So ward von den Himmlischen
Thetis‘ Hochzeitfest begangen.

(Epode.)
Dir, Agamemnons thränenwerthem Kinde,
Nicht bei der Hirten Feldgesang
Erzogen und der Pfeife Klang,
Still aufgeblüht im mütterlichen Schooß,
Dem Tapfersten der Inachiden
Dereinst zur süßen Braut beschieden,
Dir, Arme, fällt ein ander Loos!
Dir flechten einen Kranz von Blüthen
Die Griechen in das schöngelockte Haar.
Gleich einem Rinde, das der wilde Berg gebar,
Das, unberührt vom Joch, aus Felsenhöhlen,
Unfern dem Meer, gestiegen war,
Wird dich der Opferstahl entseelen.
Dann rettet dich nicht deine Jugend,
Nicht das Erröthen der verschämten Tugend,
Nicht deine reizende Gestalt!
Das Laster herrscht mit siegender Gewalt.
Es spricht mit frechem Angesichte
Den heiligen Gesetzen Hohn.
Die Tugend ist aus dieser Welt geflohn,
Und dem Geschlecht der Menschen drohn
Nicht ferne mehr die göttlichen Gerichte.