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Macbeth (Shakespeare) – Erster Aufzug. Zehnter Auftitt.

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Lady Macbeth. Pförtner.

Lady.
Was bringt Ihr?

Pförtner.
Der König kommt auf diese Nacht hierher.

Lady.
Du bist nicht klug, wenn du das sagst – Ist nicht
Dein Herr bei ihm? Und wär‘ es, wie du sprichst,
Würd‘ er den Gast mir nicht verkündigt haben?

Pförtner.
Gebieterin, es ist so, wie ich sage!
Der Than ist unterwegs; ein Eilbot sprengte
In vollem Lauf voraus; der hatte kaum
Noch so viel Athem übrig, seines Auftrags
Sich zu entled’gen.

Lady.
Pflegt ihn wohl! Er bringt
Uns eine große Post. (Pförtner geht.)
Der Rab‘ ist heiser,
Der Duncans tödtlichen Einzug in mein Haus
Ankrächzen soll – Kommt jetzt, ihr Geister alle,
Die in die Seele Mordgedanken sä’n!
Kommt und entweibt mich hier! Vom Wirbel bis
Zur Zehe füllt mich an mit Tigers Grimm!
Verdickt mein Blut, sperrt jeden Weg der Reue,
Damit kein Stich der wiederkehrenden Natur
Erschüttre meinen gräßlichen Entschluß
Und ihn verhindere, zur That zu werden.
An meine Weibesbrüste leget euch,
Ihr Unglücksgeister, wo ihr auch, in welcher
Gestalt unsichtbar auf Verderben lauert,
Und sauget meine Milch anstatt der Galle!
Komm, dicke Nacht, in schwarzen Höllendampf
Gehüllt, damit mein blinder Dolch nicht sehe,
Wohin er trifft, der Himmel nicht, den Vorhang
Der Finsterniß zerreißend, rufe: Halt!
Halt inne!