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Macbeth (Shakespeare) – Vierter Aufzug. Sechster Auftritt.

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Die Scene ist in einem Garten.

Malcolm und Macduff.

Malcolm.
Komm! Laß uns irgend einen öden Schatten
Aufsuchen, unsern Kummer auszuweinen.

Macduff.
Laß uns vielmehr das Todesschwert festhalten
Und über unserm hingestürzten Rechte
Als wackre Männer kämpfend stehn!
Mit jedem neuen Morgen heulen neu
Verlaßne Wittwen, heulen neue Waisen,
Schlägt neuer Jammer an den Himmel an,
Der klagend wiedertönt und bange Stimmen
Des Schmerzens von sich gibt, als ob er selbst
Mit Schottland litte.

Malcolm.
Was ich glaube, will ich
Beweinen. Was ist weiß, das will ich glauben,
Und was ich ändern kann, das will ich thun,
Wenn ich die Zeit zum Freunde haben werde.
Es mag sich so verhalten, wie du sprichst.
– Dies Ungeheuer, dessen bloßer Name
Die Zungen lähmt, hieß einst ein Biedermann.
Du liebtest ihn, und noch hat er dich nicht
Beleidigt – Ich bin jung – doch könntest du
Durch mich dir ein Verdienst um ihn erwerben,
Und weislich gibt man ein unschuldig Lamm
Dem Messer hin, um einen zürnenden
Gott zu versöhnen.

Macduff.
Ich bin kein Verräther.

Malcolm.
Doch Macbeth ist’s – Und das Gebot des Herrschers
Kann auch den Besten in Versuchung führen!
Vergib mir, Macduff, meinen Zweifelsinn.
Du bleibst derselbe, der du bist. Mein Denken
Macht dich zu keinem Andern. Engel glänzen
Noch immer, ob die glänzendsten auch fielen.
Wenn alle bösen Dinge die Gestalt
Des Guten borgten, dennoch muß das Gute
Stets diese nämliche Gestalt behalten.

Macduff.
Ich habe meine Hoffnungen verloren.

Malcolm.
Da eben fand ich meine Zweifel – Wie?
Du hättest deine Gattin, deine Kinder,
Die heilig theuern Pfänder der Natur,
So schnell im Stich gelassen ohne Abschied?
Vergib mir! Meine Vorsicht soll dich nicht
Beleidigen, nur sicher stellen soll
Sie mich – Du bleibst ein ehrenwerther Mann,
Mag ich auch von dir denken, was ich will.

Macduff.
So blute, blute, armes Vaterland!
Du, kecke Tyrannei, begründe fest
Und fester deinen angemaßten Thron,
Dich wagt Gerechtigkeit nicht zu erschüttern.
Du, Prinz, gehab dich wohl! – Um alles Land,
Das der Tyrann in seinen Klauen hält,
Und um den reichen Ost dazu möcht‘ ich
Der Schändliche nicht sein, für welchen du
Mich ansiehst.

Malcolm.
Zürne nicht. Mein Zweifel ist
Nicht eben Mißtraun. Unser Vaterland
Erliegt, ich denk‘ es, dem Tyrannenjoch;
Es weint, es blutet; jeder neue Tag,
Ich will es glauben, schlägt ihm neue Wunden.
Auch zweifl‘ ich nicht, es würden Hände gnug
Sich für mein Recht erheben, zeigt‘ ich mich.
Und hier gleich bietet Englands Edelmuth
Mir deren viele Tausend an! – Jedoch, gesetzt,
Ich träte siegend auf des Wüthrichs Haupt,
Ich trüg’s auf meinem Schwert – das arme Schottland
Wird dann nur desto schlimmer sich befinden
Und unter Dem, der nach ihm kommen wird,
Der Leiden mehr und härtere erdulden.

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