Phädra. Oenone.
Oenone.
Gebieterin, ich drang nicht mehr in dich,
Zu leben – selbst entschlossen, dir zu folgen,
Bestritt ich deinen tödlichen Entschluss
Nicht länger – Dieser neue Schlag des Unglücks
Gebietet anders und verändert alles.
– der König ist tot, an seinen Platz trittst du.
Dem Sohn, den er dir lässt, bist du dich schuldig.
Dein Sohn ist König oder Sklav, wie du
Lebst oder stirbst. Verliert er auch noch dich,
Wer soll den ganz Verlassenen beschützen?
Drum lebe! – Aller Schutz bist du jetzt ledig!
Gemeine Schwäche nur ist’s, was du fühlst.
Zerrissen sind mit Theseus’ Tod die Bande,
Die deine Liebe zum Verbrechen machten.
Nicht mehr so furchtbar ist dir Hippolyt,
Du kannst fortan ihn ohne Vorwurf sehn.
Er glaubt sich jetzt von dir gehasst, und stellt
Vielleicht sich an die Spitze der Empörer.
Reiß ihn aus seinem Wahn, such’ ihn zu rühren!
Sein Erbteil ist das glückliche Trözen;
Hier ist er König; deinem Sohn gehören
Die stolzen Mauern der Minervenstadt.
Euch beiden droht derselbe Feind Gefahr;
Verbindet euch, Aricia zu bekämpfen!
Phädra.
Wohlan, ich gebe deinen Gründen nach;
Wenn Leben möglich ist, so will ich leben,
Wenn Liebe zu dem Hilfe beraubten Sohn
Mir die verlorne Kraft kann wieder geben.