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Turandot, Prinzessin von China – Dritter Aufzug. Erster Auftritt.

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Ein Zimmer im Serail.

Adelma allein.

Jetzt oder nie entspring‘ ich diesen Banden.
Fünf Jahre trag‘ ich schon den glühnden Haß
In meiner Brust verschlossen, heuchle Freundschaft
Und Treue für die Grausame, die mir
Den Bruder raubte, die mein ganz Geschlecht
Vertilgte, mich zu diesem Sklavenloos
Herunterstieß – In diesen Adern rinnt,
Wie in den ihren, königliches Blut;
Ich achte mich, wie sie, zum Thron geboren.
Und dienen soll ich ihr, mein Knie ihr beugen,
Die meines ganzen Hauses Mörderin,
Die meines Falles blut’ge Ursach ist.
Nicht länger duld‘ ich den verhaßten Zwang,
Erschöpft ist mir die Kraft, ich unterliege
Der lang getragnen Bürde der Verstellung.
Der Augenblick ist da, mich zu befrein,
Die Liebe soll den Rettungsweg mir bahnen.
All‘ meine Künste biet‘ ich auf – Entweder
Entdeck‘ ich sein Geheimniß oder schreck‘ ihn
Durch List aus diesen Mauern weg – Verhaßte!
Du sollst ihn nicht besitzen! Diesen Dienst
Will ich aus falschem Herzen dir noch leisten.
Mir selber dien‘ ich, süße Rache üb‘ ich,
Dein Herz zerreiß‘ ich, da ich deinem Stolz
Verräthrisch diene – ich durchschaute dich!
Du liebst ihn, aber darfst es nicht gestehn.
Du mußt ihn von dir stoßen und verwerfen,
Wider dich selber mußt du thöricht wüthen,
Den lächerlichen Ruhm dir zu bewahren;
Doch ewig bleibt der Pfeil in deiner Brust,
Ich kenn‘ ihn; nie vernarben seine Wunden.
– Dein Frieden ist vorbei! Du hast empfunden!

(Turandot erscheint im Hintergrund, auf Zelima gelehnt, welche beschäftigt ist, sie zu beruhigen.)

Sie kommt, sie ist’s! Verzehrt von Scham und Wuth
Und von des Stolzes und der Liebe Streit!
Wie lab‘ ich mich an ihrer Seele Pein!
– Sie nähert sich – Laß hören, was sie spricht!