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Die Piccolomini – 1. Aufzug, 2. Auftritt

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Questenberg.
Ja, ja! Der Posten fand sich in der Rechnung,
Ich weiß, wir haben noch daran zu zahlen.

Illo.
Es ist der Krieg ein roh, gewaltsam Handwerk.
Man kommt nicht aus mit sanften Mitteln, alles
Läßt sich nicht schonen. Wollte man’s erpassen,
Bis sie zu Wien aus vierundzwanzig Übeln
Das kleinste ausgewählt, man paßte lange!
– Frisch mitten durchgegriffen, das ist besser!
Reiß‘ dann, was mag! – Die Menschen, in der Regel,
Verstehen sich aufs Flicken und aufs Stückeln
Und finden sich in ein verhaßtes Müssen
Weit besser als in eine bittre Wahl.

Questenberg.
Ja, das ist wahr! Die Wahl spart uns der Fürst.

Illo.
Der Fürst trägt Vatersorge für die Truppen,
Wir sehen, wie’s der Kaiser mit uns meint.

Questenberg.
Für jeden Stand hat er ein gleiches Herz
Und kann den einen nicht dem andern opfern.

Isolani.
Drum stößt er uns zum Raubtier in die Wüste,
Um seine teuren Schafe zu behüten.

Questenberg (mit Hohn).
Herr Graf! Dies Gleichnis machen Sie – nicht ich.

Illo.
Doch wären wir, wofür der Hof uns nimmt,
Gefährlich war’s, die Freiheit uns zu geben.

Questenberg (mit Ernst).
Genommen ist die Freiheit, nicht gegeben,
Drum tut es not, den Zaum ihr anzulegen.

Illo.
Ein wildes Pferd erwarte man zu finden.

Questenberg.
Ein beßrer Reiter wird’s besänftigen.

Illo.
Es trägt den einen nur, der es gezähmt.

Questenberg.
Ist es gezähmt, so folgt es einem Kinde.

Illo.
Das Kind, ich weiß, hat man ihm schon gefunden.

Questenberg.
Sie kümmre nur die Pflicht und nicht der Name.

Buttler (der sich bisher mit Piccolomini seitwärts gehalten, doch mit sichtbarem Anteil an dem Gespräch, tritt näher).
Herr Präsident! Dem Kaiser steht in Deutschland
Ein stattlich Kriegsvolk da, es kantonieren
In diesem Königreich wohl dreißigtausend,
Wohl sechzehntausend Mann in Schlesien;
Zehn Regimenter stehn am Weserstrom,
Am Rhein und Main; in Schwaben bieten sechs,
In Bayern zwölf den Schwedischen die Spitze.
Nicht zu gedenken der Besatzungen,
Die an der Grenz‘ die festen Plätze schirmen.
All dieses Volk gehorcht Friedländischen
Hauptleuten. Die ’s befehligen, sind alle
In eine Schul‘ gegangen, eine Milch
Hat sie ernährt, ein Herz belebt sie alle.
Fremdlinge stehn sie da auf diesem Boden,
Der Dienst allein ist ihnen Haus und Heimat.
Sie treibt der Eifer nicht fürs Vaterland,
Denn Tausende, wie mich, gebar die Fremde.
Nicht für den Kaiser, wohl die Hälfte kam
Aus fremdem Dienst feldflüchtig uns herüber,
Gleichgültig, unterm Doppeladler fechtend
Wie unterm Löwen und den Lilien.
Doch alle führt an gleich gewalt’gem Zügel
Ein einziger, durch gleiche Lieb‘ und Furcht
Zu einem Volke sie zusammenbindend.
Und wie des Blitzes Funke sicher, schnell,
Geleitet an der Wetterstange, läuft,
Herrscht sein Befehl vom letzten fernen Posten,
Der an die Dünen branden hört den Belt,
Der in der Etsch fruchtbare Täler sieht,
Bis zu der Wache, die ihr Schilderhaus
Hat aufgerichtet an der Kaiserburg.

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