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Wallensteins Tod – 4. Aufzug, 6. Auftritt

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Gordon.
Das wäre Mord und nicht Gerechtigkeit,
Denn hören muß sie auch den Schuldigsten.

Buttler.
Klar ist die Schuld, der Kaiser hat gerichtet,
Und seinen Willen nur vollstrecken wir.

Gordon.
Den blut’gen Spruch muß man nicht rasch vollziehn,
Ein Wort nimmt sich, ein Leben nie zurück.

Buttler.
Der hurt’ge Dienst gefällt den Königen.

Gordon.
Zu Henkers Dienst drängt sich kein edler Mann.

Buttler.
Kein mutiger erbleicht vor kühner Tat.

Gordon.
Das Leben wagt der Mut, nicht das Gewissen.

Buttler.
Was? Soll er frei ausgehn, des Krieges Flamme,
Die unauslöschliche, aufs neu entzünden?

Gordon.
Nehmt ihn gefangen, tötet ihn nur nicht,
Greift blutig nicht dem Gnadenengel vor.

Buttler.
Wär‘ die Armee des Kaisers nicht geschlagen,
Möcht‘ ich lebendig ihn erhalten haben.

Gordon.
O warum schloß ich ihm die Festung auf!

Buttler.
Der Ort nicht, sein Verhängnis tötet ihn.

Gordon.
Auf diesen Wällen wär‘ ich ritterlich,
Des Kaisers Schloß verteidigend, gesunken.

Buttler.
Und tausend brave Männer kamen um!

Gordon.
In ihrer Pflicht – das schmückt und ehrt den Mann;
Doch schwarzen Mord verfluchte die Natur.

Buttler (eine Schrift hervorlangend).
Hier ist das Manifest, das uns befiehlt,
Uns seiner zu bemächtigen. Es ist an Euch
Gerichtet, wie an mich. Wollt Ihr die Folgen tragen,
Wenn er zum Feind entrinnt durch unsre Schuld?

Gordon.
Ich, der Ohnmächtige, o Gott!

Buttler.
Nehmt Ihr’s auf Euch. Steht für die Folgen ein!
Mag werden draus was will! Ich leg’s auf Euch.

Gordon.
O Gott im Himmel!

Buttler.
Wißt Ihr andern Rat,
Des Kaisers Meinung zu vollziehen? Sprecht!
Denn stürzen, nicht vernichten will ich ihn.

Gordon.
O Gott! Was sein muß, seh ich klar wie Ihr,
Doch anders schlägt das Herz in meiner Brust.

Buttler.
Auch dieser Illo, dieser Terzky dürfen
Nicht leben, wenn der Herzog fällt.

Gordon.
O nicht um diese tut mir’s leid. Sie trieb
Ihr schlechtes Herz, nicht die Gewalt der Sterne.
Sie waren’s, die in seine ruh’ge Brust
Den Samen böser Leidenschaft gestreut,
Die mit fluchwürdiger Geschäftigkeit
Die Unglücksfrucht in ihm genährt – Mag sie
Des bösen Dienstes böser Lohn ereilen!

Buttler.
Auch sollen sie im Tod ihm gleich voran.
Verabred’t ist schon alles. Diesen Abend
Bei eines Gastmahls Freuden wollten wir
Sie lebend greifen und im Schloß bewahren.
Viel kürzer ist es so. Ich geh sogleich,
Die nötigen Befehle zu erteilen.

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