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Wallensteins Tod – 4. Aufzug, 9. Auftritt

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Herzogin.
Nein, Thekla! Dieser Unglücksbote soll
Nie wieder unter deine Augen treten.

Thekla.
Mein Vater –

Wallenstein.
Liebes Kind!

Thekla.
Ich bin nicht schwach,
Ich werde mich auch bald noch mehr erholen.
Gewähren Sie mir eine Bitte.

Wallenstein.
Sprich!

Thekla.
Erlauben Sie, daß dieser fremde Mann
Gerufen werde! daß ich ihn allein
Vernehme und befrage.

Herzogin.
Nimmermehr!

Gräfin.
Nein! Das ist nicht zu raten! Gib’s nicht zu!

Wallenstein.
Warum willst du ihn sprechen, meine Tochter?

Thekla.
Ich bin gefaßter, wenn ich alles weiß.
Ich will nicht hintergangen sein. Die Mutter
Will mich nur schonen. Ich will nicht geschont sein.
Das Schrecklichste ist ja gesagt, ich kann
Nichts Schrecklichers mehr hören.

Gräfin und Herzogin (zu Wallenstein).
Tu es nicht!

Thekla.
Ich wurde überrascht von meinem Schrecken,
Mein Herz verriet mich bei dem fremden Mann,
Er war ein Zeuge meiner Schwachheit, ja,
Ich sank in seine Arme – das beschämt mich.
Herstellen muß ich mich in seiner Achtung,
Und sprechen muß ich ihn, notwendig, daß
Der fremde Mann nicht ungleich von mir denke.

Wallenstein.
Ich finde, sie hat recht – und bin geneigt,
Ihr diese Bitte zu gewähren. Ruft ihn.

(Fräulein Neubrunn geht hinaus.)

Herzogin.
Ich, deine Mutter, aber will dabei sein.

Thekla.
Am liebsten spräch‘ ich ihn allein. Ich werde
Alsdann um so gefaßter mich betragen.

Wallenstein (zur Herzogin).
Laß es geschehn. Laß sie’s mit ihm allein
Ausmachen. Es gibt Schmerzen, wo der Mensch
Sich selbst nur helfen kann, ein starkes Herz
Will sich auf seine Stärke nur verlassen.
In ihrer, nicht an fremder Brust muß sie
Kraft schöpfen, diesen Schlag zu überstehn.
Es ist mein starkes Mädchen; nicht als Weib,
Als Heldin will ich sie behandelt sehn. (Er will gehen.)

Gräfin (hält ihn).
Wo gehst du hin? Ich hörte Terzky sagen,
Du denkest morgen früh von hier zu gehn,
Uns aber hierzulassen.

Wallenstein.
Ja, ihr bleibt
Dem Schutze wackrer Männer übergeben.

Gräfin.
O nimm uns mit dir, Bruder! Laß uns nicht
In dieser düstern Einsamkeit dem Ausgang
Mit sorgendem Gemüt entgegenharren.
Das gegenwärt’ge Unglück trägt sich leicht,
Doch grauenvoll vergrößert es der Zweifel
Und der Erwartung Qual dem weit Entfernten.

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