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Wallensteins Tod – 5. Aufzug, 5. Auftritt

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Gordon.
Wenn dennoch eben dieser Schweden Ankunft –
Gerade die es wär‘, die das Verderben
Beflügelte auf Ihr so sichres Haupt –
(vor ihm niederstürzend)
O noch ist’s Zeit, mein Fürst –

Seni (kniet nieder).
O hör ihn! hör ihn!

Wallenstein.
Zeit, und wozu? Steht auf – Ich will’s, steht auf.

Gordon (steht auf).
Der Rheingraf ist noch fern. Gebieten Sie,
Und diese Festung soll sich ihm verschließen.
Will er uns dann belagern, er versuch’s.
Doch sag ich dies: Verderben wird er eher
Mit seinem ganzen Volk vor diesen Wällen,
Als unsres Mutes Tapferkeit ermüden.
Erfahren soll er, was ein Heldenhaufe
Vermag, beseelt von einem Heldenführer,
Dem’s Ernst ist, seinen Fehler gutzumachen.
Das wird den Kaiser rühren und versöhnen,
Denn gern zur Milde wendet sich sein Herz,
Und Friedland, der bereuend wiederkehrt,
Wird höher stehn in seines Kaisers Gnade,
Als je der Niegefallne hat gestanden.

Wallenstein (betrachtet ihn mit Befremdung und Erstaunen und schweigt eine Zeitlang, eine starke innre Bewegung zeigend).

Gordon – des Eifers Wärme führt Euch weit,
Es darf der Jugendfreund sich was erlauben.
– Blut ist geflossen, Gordon.
Nimmer kann
Der Kaiser mir vergeben. Könnt‘ er’s, ich,
Ich könnte nimmer mir vergeben lassen.
Hätt‘ ich vorher gewußt, was nun geschehn,
Daß es den liebsten Freund mir würde kosten,
Und hätte mir das Herz wie jetzt gesprochen –
Kann sein, ich hätte mich bedacht – kann sein
Auch nicht – Doch was nun schonen noch? Zu ernsthaft
Hat’s angefangen, um in nichts zu enden.
Hab‘ es denn seinen Lauf! (Indem er ans Fenster tritt.)
Sieh, es ist Nacht geworden, auf dem Schloß
Ist’s auch schon stille – Leuchte, Kämmerling.

(Kammerdiener, der unterdessen still eingetreten und mit sichtbarem Anteil in der Ferne gestanden, tritt hervor, heftig bewegt, und stürzt sich zu des Herzogs Füßen.)

Du auch noch? Doch ich weiß es ja, warum
Du meinen Frieden wünschest mit dem Kaiser.
Der arme Mensch! Er hat im Kärntnerland
Ein kleines Gut und sorgt, sie nehmen’s ihm,
Weil er bei mir ist. Bin ich denn so arm,
Daß ich den Dienern nicht ersetzen kann?
Nun! Ich will niemand zwingen. Wenn du meinst,
Daß mich das Glück geflohen, so verlaß mich.
Heut magst du mich zum letztenmal entkleiden
Und dann zu deinem Kaiser übergehn –
Gut Nacht, Gordon!
Ich denke einen langen Schlaf zu tun,
Denn dieser letzten Tage Qual war groß.
Sorgt, daß sie nicht zu zeitig mich erwecken.

(Er geht ab. Kammerdiener leuchtet. Seni folgt. Gordon bleibt in der Dunkelheit stehen, dem Herzog mit den Augen folgend, bis er in dem äußersten Gang verschwunden ist; dann drückt er durch Gebärden seinen Schmerz aus und lehnt sich gramvoll an eine Säule.)

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