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Wallensteins Tod – 4. Aufzug, 10. Auftritt

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Thekla. Der schwedische Hauptmann. Fräulein Neubrunn.

Hauptmann (naht sich ehrerbietig).
Prinzessin – ich – muß um Verzeihung bitten,
Mein unbesonnen rasches Wort – Wie konnt‘ ich –

Thekla (mit edelm Anstand).
Sie haben mich in meinem Schmerz gesehn,
Ein unglücksvoller Zufall machte Sie
Aus einem Fremdling schnell mir zum Vertrauten.

Hauptmann.
Ich fürchte, daß Sie meinen Anblick hassen,
Denn meine Zunge sprach ein traurig Wort.

Thekla.
Die Schuld ist mein. Ich selbst entriß es Ihnen,
Sie waren nur die Stimme meines Schicksals.
Mein Schrecken unterbrach den angefangnen
Bericht. Ich bitte drum, daß Sie ihn enden.

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Hauptmann (bedenklich).
Prinzessin, es wird Ihren Schmerz erneuern.

Thekla.
Ich bin darauf gefaßt – Ich will gefaßt sein.
Wie fing das Treffen an? Vollenden Sie.

Hauptmann.
Wir standen, keines Überfalls gewärtig,
Bei Neustadt schwach verschanzt in unserm Lager,
Als gegen Abend eine Wolke Staubes
Aufstieg vom Wald her, unser Vortrab fliehend
Ins Lager stürzte, rief: der Feind sei da.
Wir hatten eben nur noch Zeit, uns schnell
Aufs Pferd zu werfen, da durchbrachen schon,
In vollem Rosseslauf dahergesprengt,
Die Pappenheimer den Verhack; schnell war
Der Graben auch, der sich ums Lager zog,
Von diesen stürm’schen Scharen überflogen.
Doch unbesonnen hatte sie der Mut
Vorausgeführt den andern, weit dahinten
War noch das Fußvolk, nur die Pappenheimer waren
Dem kühnen Führer kühn gefolgt. –

(Thekla macht eine Bewegung. Der Hauptmann hält einen Augenblick inne, bis sie ihm einen Wink gibt, fortzufahren.)

Von vorn und von den Flanken faßten wir
Sie jetzo mit der ganzen Reiterei
Und drängten sie zurück zum Graben, wo
Das Fußvolk, schnell geordnet, einen Rechen
Von Piken ihnen starr entgegenstreckte.
Nicht vorwärts konnten sie, auch nicht zurück,
Gekeilt in drangvoll fürchterliche Enge.
Da rief der Rheingraf ihrem Führer zu,
In guter Schlacht sich ehrlich zu ergeben,
Doch Oberst Piccolomini –

(Thekla schwindelnd, faßt einen Sessel.)

Ihn machte
Der Helmbusch kenntlich und das lange Haar,
Vom raschen Ritte war’s ihm losgegangen –
Zum Graben winkt er, sprengt, der erste, selbst
Sein edles Roß darüber weg, ihm stürzt
Das Regiment nach – doch – schon war’s geschehen!
Sein Pferd, von einer Partisan durchstoßen, bäumt
Sich wütend, schleudert weit den Reiter ab,
Und hoch weg über ihn geht die Gewalt
Der Rosse, keinem Zügel mehr gehorchend.

(Thekla, welche die letzten Reden mit allen Zeichen wachsender Angst begleitet, verfällt in ein heftiges Zittern, sie will sinken, Fräulein Neubrunn eilt hinzu und empfängt sie in ihren Armen.)

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