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Die Braut von Messina – 1. Akt, 5. Auftritt

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Beide Brüder. Beide Chöre.

Chor (Cajetan.)
Es sind nur Worte, die sie gesprochen,
Aber sie haben den fröhlichen Muth
In der felsigten Brust mir gebrochen!
Ich nicht vergoß das verwandte Blut.
Nein zum Himmel erheb‘ ich die Hände:
Ihr seid Brüder! Bedenket das Ende!

Don Cesar (ohne Don Manuel anzusehen).
Du bist der ältre Bruder, rede du!
Dem Erstgebornen weich‘ ich ohne Schande.

Don Manuel (in derselben Stellung).
Sag‘ etwas Gutes, und ich folge gern
Dem edeln Beispiel, das der jüngre gibt.

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Don Cesar.
Nicht, weil ich für den Schuldigeren mich
Erkenne oder schwächer gar mich fühle –

Don Manuel.
Nicht Kleinmuths zeiht Don Cesarn, wer ihn kennt,
Fühlt‘ er sich schwächer, würd‘ er stolzer reden.

Don Cesar.
Denkst du von deinem Bruder nicht geringer?

Don Manuel.
Du bist zu stolz zur Demuth, ich zur Lüge.

Don Cesar.
Verachtung nicht erträgt mein edles Herz.
Doch in des Kampfes heftigster Erbittrung
Gedachtest du mit Würde deines Bruders.

Don Manuel.
Du willst nicht meinen Tod, ich habe Proben.
Ein Mönch erbot sich dir, mich meuchlerisch
Zu morden; du bestraftest den Verräther.

Don Cesar (tritt etwas näher).
Hätt‘ ich dich früher so gerecht erkannt,
Es wäre Vieles ungeschehn geblieben.

Don Manuel.
Und hätt‘ ich dir ein so versöhnlich Herz
Gewußt, viel Mühe spart‘ ich dann der Mutter.

Don Cesar.
Du wurdest mir viel stolzer abgeschildert.

Don Manuel.
Es ist der Fluch der Hohen, daß die Niedern
Sich ihres offnen Ohrs bemächtigen.

Don Cesar (lebhaft).
So ist’s, die Diener tragen alle Schuld.

Don Manuel.
Die unser Herz in bitterm Haß entfremdet.

Don Cesar.
Die böse Worte hin und wieder trugen.

Don Manuel.
Mit falscher Deutung jede That vergiftet.

Don Cesar.
Die Wunde nährten, die sie heilen sollten.

Don Manuel.
Die Flamme schürten, die sie löschen konnten.

Don Cesar.
Wir waren die Verführer, die Betrogenen!

Don Manuel.
Das blinde Werkzeug fremder Leidenschaft!

Don Cesar.
Ist’s wahr, daß alles Andre treulos ist –

Don Manuel.
Und falsch! Die Mutter sagt’s, du darfst es glauben!

Don Cesar.
So will ich diese Bruderhand ergreifen –

(Er reicht ihm die Hand hin.)

Don Manuel (ergreift sie lebhaft).
Die mir die nächste ist auf dieser Welt.

(Beide stehen Hand in Hand und betrachten einander eine Zeitlang schweigend.)

Don Cesar.
Ich seh‘ dich an, und überrascht, erstaunt
Find‘ ich in dir der Mutter theure Züge.

Don Manuel.
Und eine Aehnlichkeit entdeckt sich mir
In dir, die mich noch wunderbarer rühret.

Don Cesar.
Bist du es wirklich, der dem jüngern Bruder
So hold begegnet und so gütig spricht?

Don Manuel. Ist dieser freundlich sanftgesinnte Jüngling
Der übelwollend mir gehäß’ge Bruder?

(Wiederum Stillschweigen; Jeder steht in den Anblick des Andern verloren.)

Don Cesar.
Du nahmst die Pferde von arab’scher Zucht
In Anspruch aus dem Nachlaß unsers Vaters.
Den Rittern, die du schicktest, schlug ich’s ab.

Don Manuel.
Sie sind dir lieb, ich denke nicht mehr dran.

Don Cesar.
Nein, nimm die Rosse, nimm den Wagen auch
Des Vaters, nimm sie, ich beschwöre dich!

Don Manuel.
Ich will es thun, wenn du das Schloß am Meere
Beziehen willst, um das wir heftig stritten.

Don Cesar.
Ich nehm‘ es nicht, doch bin ich’s wohl zufrieden,
Daß wir’s gemeinsam brüderlich bewohnen.

Don Manuel.
So sei’s! Warum ausschließend Eigenthum
Besitzen, da die Herzen einig sind?

Don Cesar.
Warum noch länger abgesondert leben,
Da wir, vereinigt, jeder reicher werden?

Don Manuel.
Wir sind nicht mehr getrennt, wir sind vereinigt.

(Er eilt in seine Arme.)

Erster Chor (zum zweiten.) (Cajetan.)
Was stehen wir hier noch feindlich geschieden,
Da die Fürsten liebend sich umfassen?
Ihrem Beispiel folg‘ ich und biete dir Frieden,
Wollen wir einander denn ewig hassen?
Sind sie Brüder durch Blutes Bande,
Sind wir Bürger und Söhne von einem Lande.

(Beide Chöre umarmen sich.)