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Die Braut von Messina – 1. Akt, 6. Auftritt

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Ein Bote tritt auf.

Zweiter Chor (Zu Don Cesar.) (Bohemund.)
Den Späher, den du ausgesendet, Herr,
Erblick‘ ich wiederkehrend. Freue dich,
Don Cesar! Gute Botschaft harret dein,
Denn fröhlich strahlt der Blick des Kommenden.

Bote.
Heil mir und Heil der fluchbefreiten Stadt!
Des schönsten Anblicks wird mein Auge froh.
Die Söhne meines Herrn, die Fürsten seh‘ ich
In friedlichem Gespräche, Hand in Hand,
Die ich in heißer Kampfes Wuth verlassen.

Don Cesar.
Du siehst die Liebe aus des Hasses Flammen
Wie einen neu verjüngten Phönix steigen.

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Bote.
Ein zweites leg‘ ich zu dem ersten Glück!
Mein Botenstab ergrünt von frischen Zweiten!

Don Cesar. (ihn bei Seite führend).
Laß hören, was du bringst.

Bote.
Ein einz’ger Tag
Will Alles, was erfreulich ist, versammeln.
Auch die Verlorene, nach der wir suchten,
Sie ist gefunden, Herr, sie ist nicht weit.

Don Cesar.
Sie ist gefunden! O, wo ist sie? Sprich!

Bote.
Hier in Messina, Herr, verbirgt sie sich.

Don Manuel (zu dem ersten Halbchor gewendet).
Von hoher Röthe Gluth seh‘ ich die Wangen
Des Bruders glänzen, und sein Auge blitzt.
Ich weiß nicht, was es ist; doch ist’s die Farbe
Der Freude, und mitfreuend theil‘ ich sie.

Don Cesar (zu dem Boten).
Komm, führe mich! – Leb wohl, Don Manuel!
Im Arm der Mutter finden wir uns wieder;
Jetzt fordert mich ein dringend Werk von hier. (Er will gehen.)

Don Manuel.
Verschieb‘ es nicht. Das Glück begleite dich.

Don Cesar (besinnt sich und kommt zurück).
Don Manuel! Mehr, als ich sagen kann,
Freut mich dein Anblick – ja, mir ahnet schon,
Wir werden uns wie Herzensfreunde lieben,
Der langgebundne Trieb wird freud’ger nur
Und mächt’ger streben in der neuen Sonne.
Nachholen werd‘ ich das verlorne Leben.

Don Manuel.
Die Blüthe deutet auf die schöne Frucht.

Don Cesar.
Es ist nicht recht, ich fühl’s und tadle mich,
Daß ich mich jetzt aus deinen Armen reiße.
Denk‘ nicht, ich fühle weniger, als du,
Weil ich die festlich schöne Stunde rasch zerschneide.

Don Manuel (mit sichtbarer Zerstreuung).
Gehorche du dem Augenblick! Der Liebe
Gehört von heute an das ganze Leben.

Don Cesar.
Entdeckt‘ ich dir, was mich von hinnen ruft –

Don Manuel.
Laß mir dein Herz! Dir bleibe dein Geheimniß.

Don Cesar.
Auch kein Geheimniß trenn‘ uns ferner mehr,
Bald soll die letzte dunkle Falte schwinden!
(Zu dem Chor gewendet.)
Euch künd‘ ich’s an, damit ihr’s Alle wisset!
Der Streit ist abgeschlossen zwischen mir
Und dem geliebten Bruder! Den erklär‘ ich
Für meinen Todfeind und Beleidiger
Und werd‘ ihn hassen wie der Hölle Pforten,
Der den erloschnen Funken unsers Streits
Aufbläst zu neuen Flammen – Hoffe Keiner
Mir zu gefallen oder Dank zu ernten,
Der von dem Bruder Böses mir berichtet,
Mit falscher Dienstbegier den bittern Pfeil
Des raschen Worts geschäftig weiter sendet.
– Nicht Wurzeln auf der Lippe schlägt das Wort,
Das unbedacht dem schnellen Zorn entflohen;
Doch, von dem Ohr des Argwohns aufgefangen,
Kriecht es wie Schlingkraut endlos treibend fort
Und hängt ans Herz sich an mit tausend Aesten:
So trennen endlich in Verworrenheit
Unheilbar sich die Guten und die Besten!

(Er umarmt den Bruder noch einmal und geht ab, von dem zweiten Chor begleitet.)