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Die Braut von Messina – 2. Akt, 2. Auftritt

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Don Cesar. Beatrice. Der Chor.

Beatrice (mit Schrecken zurückfliehend.)
Weh mir! Was seh‘ ich!

(In demselben Augenblick tritt auch der Chor ein.)

Don Cesar.
Holde Schönheit, fürchte nichts! (Zu dem Chor.)
Der rauhe Anblick eurer Waffen schreckt
Die zarte Jungfrau – Weicht zurück und bleibt
In ehrerbiet’ger Ferne! (Zu Beatricen.)
Fürchte nichts!
Die holde Scham, die Schönheit ist mir heilig.

(Der Chor hat sich zurückgezogen. Er tritt ihr näher und ergreift ihre Hand.)

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Wo warst du? Welches Gottes Macht entrückte,
Verbarg dich diese lange Zeit? Dich hab‘ ich
Gesucht, nach dir geforschet; wachend, träumend
Warst du des Herzens einziges Gefühl,
Seit ich bei jenem Leichenfest des Fürsten,
Wie eines Engels Lichterscheinung, dich
Zum erstenmal erblickte – Nicht verborgen
Blieb dir die Macht, mit der du mich bezwangst.
Der Blicke Feuer und der Lippe Stammeln,
Die Hand, die in der deinen zitternd lag,
Verrieth sie dir – ein kühneres Geständniß
Verbot des Ortes ernste Majestät.
– Der Messe Hochamt rief mich zum Gebet,
Und da ich von den Knieen jetzt erstanden,
Die ersten Blicke schnell auf dich sich heften,
Warst du aus meinen Augen weggerückt;
Doch nachgezogen mit allmächt’gen Zaubers Banden
Hast du mein Herz mit allen seinen Kräften.
Seit diesem Tage such‘ ich rastlos dich
An aller Kirchen und Paläste Pforten,
An allen offnen und verborgnen Orten,
Wo sich die schöne Unschuld zeigen kann,
Hab‘ ich das Netz der Späher ausgebreitet;
Doch meiner Mühe sah ich keine Frucht,
Bis endlich heut, von einem Gott geleitet,
Des Spähers glückbekrönte Wachsamkeit
In dieser nächsten Kirche sich entdeckte.

(Hier macht Beatrice, welche in dieser ganzen Zeit zitternd und abgewandt gestanden, eine Bewegung des Schreckens.)

Ich habe dich wieder, und der Geist verlasse
Eher die Glieder, eh‘ ich von dir scheide!
Und daß ich fest sogleich den Zufall fasse
Und mich verwahre vor des Dämons Neide,
So red‘ ich dich vor diesen Zeugen allen
Als meine Gattin an und reiche dir
Zum Pfande deß die ritterliche Rechte. (Er stellt sie dem Chor dar.)

Nicht forschen will ich, wer du bist – Ich will
Nur dich von dir, nichts frag‘ ich nach dem Andern
Daß deine Seele, wie dein Ursprung, rein,
Hat mir dein erster Blick verbürget und beschworen,
Und wärst du selbst die Niedrigste geboren,
Du müßtest dennoch meine Liebe sein,
Die Freiheit hab‘ ich und die Wahl verloren.

Und daß du wissen mögest, ob ich auch
Herr meiner Thaten sei und hoch genug
Gestellt auf dieser Welt, auch das Geliebte
Mit starkem Arm zu mir emporzuheben,
Bedarf’s nur, meinen Namen dir zu nennen.
– Ich bin Don Cesar, und in dieser Stadt
Messina ist kein Größrer über mir.

(Beatrice schaudert zurück; er bemerkt es und fährt nach einer kleinen Weile fort.)

Dein Staunen lob‘ ich und dein sittsam Schweigen,
Schamhafte Demuth ist der Reize Krone,
Denn ein Verborgenes ist sich das Schöne,
Und es erschrickt vor seiner eignen Macht.
– Ich geh‘ und überlasse dich dir selbst,
Daß sich dein Geist von seinem Schrecken löse,
Denn jedes Neue, auch das Glück, erschreckt. (Zu dem Chor.)
Gebt ihr – sie ist’s von diesem Augenblick –
Die Ehre meiner Braut und eurer Fürstin!
Belehret sie von ihres Standes Größe.
Bald kehr‘ ich selbst zurück, sie heimzuführen,
Wie’s meiner würdig ist und ihr gebührt. (Er geht ab.)