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Die Braut von Messina – 3. Akt, 3. Auftritt

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(Stimmen: 1 Durchschnitt: 4)

Beatrice. Don Manuel.

Beatrice.
Du bist’s. Ich habe dich wieder – Grausamer!
Du hast mich lange, lange schmachten lassen,
Der Furcht und allen Schrecknissen zum Raub
Dahin gegeben – Doch nichts mehr davon!
Ich habe dich – in deinen lieben Armen
Ist Schutz und Schirm vor jeglicher Gefahr.
Komm! Sie sind weg! Wir haben Raum zur Flucht,
Fort, laß uns keinen Augenblick verlieren!
(Sie will ihn mit sich fortziehen und sieht ihn jetzt erst genau an.)
Was ist dir? So verschlossen feierlich
Empfängst du mich – entziehst dich meinen Armen,
Als wolltest du mich lieber ganz verstoßen?
Ich kenne dich nicht mehr – Ist dies Don Manuel,
Mein Gatte, mein Geliebter?

Don Manuel.
Beatrice!

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Beatrice.
Nein, rede nicht! Jetzt ist nicht Zeit zu Worten!
Fort laß uns eilen, schnell der Augenblick
Ist kostbar –

Don Manuel.
Bleib! Antworte mir!

Beatrice.
Fort, Fort!
Eh diese wilden Männer wiederkehren!

Don Manuel.
Bleib! Jene Männer werden uns nicht schaden.

Beatrice.
Doch, doch! Du kennst sie nicht. O, komm! Entfliehe!

Don Manuel.
Von meinem Arm beschützt, was kannst du fürchten?

Beatrice.
O, glaube mir, es gibt hier mächt’ge Menschen!

Don Manuel.
Geliebte, keinen mächtiger als mich.

Beatrice.
Du, gegen diese Vielen ganz allein?

Don Manuel.
Ich ganz allein! Die Männer, die du fürchtest –

Beatrice.
Du kennst sie nicht, du weißt nicht, wem sie dienen.

Don Manuel.
Mir dienen sie, und ich bin ihr Gebieter.

Beatrice.
Du bist – Ein Schrecken fliegt durch meine Seele!

Don Manuel.
Lerne mich endlich kennen, Beatrice!
Ich bin nicht Der, der ich dir schien zu sein,
Der arme Ritter nicht, der unbekannte,
Der liebend nur um deine Liebe warb.
Wer ich wahrhaftig bin, was ich vermag,
Woher ich stamme, hab‘ ich dir verborgen.

Beatrice.
Du bist Don Manuel nicht! Weh mir, wer bist du?

Don Manuel.
Don Manuel heiß‘ ich – doch ich bin der Höchste,
Der diesen Namen führt in dieser Stadt,
Ich bin Don Manuel, Fürst von Messina.

Beatrice.
Du wärst Don Manuel, Don Cesars Bruder?

Don Manuel.
Don Cesar ist mein Bruder.

Beatrice.
Ist dein Bruder!

Don Manuel.
Wie? Dies erschreckt dich? Kennst du den Don Cesar?
Kennst du noch sonsten Jemand meines Bluts?

Beatrice.
Du bist Don Manuel, der mit dem Bruder
In Hasse lebt und unversöhnter Fehde?

Don Manuel.
Wir sind versöhnt, seit heute sind wir Brüder,
Nicht von Geburt nur, nein! von Herzen auch!

Beatrice.
Versöhnt, seit heute!

Don Manuel.
Sage mir, was ist das?
Was bringt dich so in Aufruhr? Kennst du mehr
Als nur den Namen bloß von meinem Hause?
Weiß ich dein ganz Geheimniß? Hast du nichts,
Nichts mir verschwiegen oder vorenthalten?

Beatrice.
Was denkst du? Wie? Was hätt‘ ich zu gestehen?

Don Manuel.
Von deiner Mutter hast du mir noch nichts
Gesagt. Wer ist sie? Würdest du sie kennen,
Wenn ich sie dir beschriebe – dir sie zeigte?

Beatrice.
Du kennst sie – kennst sie und verbargst sie mir?

Don Manuel.
Weh dir und wehe mir, wenn ich sie kenne!

Beatrice.
O, sie ist gütig, wie das Licht der Sonne!
Ich seh‘ sie vor mir, die Erinnerung
Belebt sich wieder, aus der Seele Tiefen
Erhebt sich mir die göttliche Gestalt.
Der braunen Locken dunkle Ringe seh‘ ich
Des weißen Halses edle Form beschatten,
Ich seh‘ der Stirne rein gewölbten Bogen,
Des großen Auges dunkelhellen Glanz,
Auch ihrer Stimme seelenvolle Töne
Erwachen mir –

Don Manuel.
Weh mir! Du schilderst sie!

Beatrice.
Und ich entfloh ihr! Konnte sie verlassen,
Vielleicht am Morgen eben dieses Tags,
Der mich auf ewig ihr vereinen sollte!
O, selbst die Mutter gab ich hin für dich!

Don Manuel.
Messinas Fürstin wird dir Mutter sein.
Zu ihr bring‘ ich dich jetzt; sie wartet deiner.

Beatrice.
Was sagst du? Deine Mutter und Don Cesars?
Zu ihr mich bringen? Nimmer, nimmermehr!

Don Manuel.
Du schauderst? Was bedeutet dies Entsetzen?
Ist meine Mutter keine Fremde dir?

Beatrice.
O unglückselig traurige Entdeckung!
O, hätt‘ ich nimmer diesen Tag gesehn!

Don Manuel.
Was kann dich ängstigen, nun du mich kennst,
Den Fürsten findest in dem Unbekannten?

Beatrice.
O, gib mir diesen Unbekannten wieder,
Mit ihm auf dem Eiland wär‘ ich selig!

Don Cesar (hinter der Scene).
Zurück! Welch vieles Volk ist hier versammelt?

Beatrice.
Gott! Diese Stimme! Wo verberg‘ ich mich?

Don Manuel.
Erkennst du diese Stimme? Nein, du hast
Sie nie gehört und kannst sie nicht erkennen!

Beatrice.
O, laß uns fliehen! Komm und weile nicht!

Don Manuel.
Was fliehn? Es ist des Bruders Stimme, der
Mich sucht; zwar wundert mich, wie er entdeckte –

Beatrice.
Bei allen Heiligen des Himmels, meid‘ ihn!
Begegne nicht dem heftig Stürmenden,
Laß dich von ihm an diesem Ort nicht finden.

Don Manuel.
Geliebte Seele, dich verwirrt die Furcht!
Du hörst mich nicht, wir sind versöhnte Brüder!

Beatrice.
O Himmel, rette mich aus dieser Stunde!

Don Manuel.
Was ahnt mir! Welch ein Gedanke faßt
Mich schaudernd? – Wär es möglich – Wäre dir
Die Stimme keine fremde? – Beatrice,
Du warst? – Mir grauet, weiter fort zu fragen!
Du warst – bei meines Vaters Leichenfeier?

Beatrice.
Wer mir!

Don Manuel.
Du warst zugegen?

Beatrice.
Zürne nicht!

Don Manuel.
Unglückliche, du warst?

Beatrice.
Ich war zugegen.

Don Manuel.
Entsetzen!

Beatrice.
Die Begierde war zu mächtig!
Vergib mir! Ich gestand dir meinen Wunsch;
Doch, plötzlich ernst und finster, ließest du
Die Bitte fallen, und so schwieg auch ich.
Doch weiß ich nicht, welch böses Sternes Macht
Mich trieb mit unbezwinglichem Gelüsten.
Des Herzens heißen Drang mußt‘ ich vergnügen;
Der alte Diener lieh mir seinen Beistand,
Ich war dir ungehorsam, und ich ging.

(Sie schmiegt sich an ihn, indem tritt Don Cesar herein, von dem ganzen Chor begleitet.)