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Die Braut von Messina – 4. Akt, 8. Auftritt

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Don Cesar. Der Chor.

Don Cesar (gefaßter).
Das Recht des Herrschers üb‘ ich aus zum letzten Mal,
Dem Grab zu übergeben diesen theuren Leib,
Denn dieses ist der Todten letzte Herrlichkeit.
Vernehmt denn meines Willens ernstlichen Beschluß,
Und wie ich’s euch gebiete, also übt es aus
Genau – Euch ist in frischem Angedenken noch
Das ernste Amt, denn nicht von langen Zeiten ist’s,
Daß ihr zur Gruft begleitet eures Fürsten Leib.
Die Todtenklage ist in diesen Mauern kaum
Verhallt, und eine Leiche drängt die andre fort
Ins Grab, daß eine Fackel ander andern sich
Anzünden, auf der Treppe Stufen sich der Zug
Der Klagemänner fast begegnen mag.
So ordnet denn ein feierlich Begräbnißfest
In dieses Schlosses Kirche, die des Vaters Staub
Verwahrt, geräuschlos bei verschloßnen Pforten an,
Und Alles werde, wie es damals war, vollbracht.

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Chor (Bohemund.)
Mit schnellen Händen soll dies Werk bereitet sein,
O Herr – denn aufgerichtet steht der Katafalk,
Ein Denkmal jener ernsten Festlichkeit, noch da,
Und an den Bau des Todes rührte keine Hand.

Don Cesar.
Das war kein glücklich Zeichen, daß des Grabes Mund
Geöffnet blieb im Hause der Lebendigen.
Wie kam’s, daß man das unglückselige Gerüst
Nicht nach vollbrachtem Dienste alsobald zerbrach?

Chor (Bohemund.)
Die Noth der Zeiten und der jammervolle Zwist,
Der gleich nachher, Messina feindlich theilend, sich
Entflammt, zog unsre Augen von den Todten ab,
Und öde blieb, verschlossen dieses Heiligthum.

Don Cesar.
Ans Werk denn eilet ungesäumt! Noch diese Nacht
Vollende sich das mitternächtliche Geschäft!
Die nächste Sonne finde von Verbrechen rein
Das Haus und leuchte einem fröhlichen Geschlecht.

(Der zweite Chor entfernt sich mit Don Manuels Leichnam.)

Erster Chor (Cajetan.)
Soll ich der Mönche fromme Brüderschaft hieher
Berufen, daß sie nach der Kirche altem Brauch
Das Seelenamt verwalte und mit heil’gem Lied
Zur ew’gen Ruh einsegne den Begrabenen?

Don Cesar.
Ihr frommes Lied mag fort und fort an unserm Grab
Auf ew’ge Zeiten schallen bei der Kerze Schein;
Doch heute nicht bedarf es ihres reinen Amts,
Der blut’ge Mord verscheucht das Heilige.

Chor (Cajetan.)
Beschließe nichts gewaltsam Blutiges, o Herr,
Wider sich selber wüthend mit Verzweiflungsthat;
Denn auf der Welt lebt Niemand, der dich strafen kann,
Und fromme Büßung kauft den Zorn des Himmels ab.

Don Cesar.
Nicht auf der Welt lebt, wer mich richten strafen kann,
Drum muß ich selber an mir selber es vollziehn.
Bußfert’ge Sühne, weiß ich, nimmt der Himmel an;
Doch nur mit Blut büßt sich ab der blut’ge Mord.

Chor (Cajetan.)
Des Jammers Fluthen, die auf dieses Haus gestürmt,
Ziemt dir zu brechen, nicht zu häufen Leid auf Leid.

Don Cesar.
Den alten Fluch des Hauses lös‘ ich sterbend auf,
Der freie Tod nur bricht die Kette des Geschicks.

Chor (Cajetan.)
Zum Herrn bist du dich schuldig dem verwaisten Land,
Weil du des andern Herrscherhauptes uns beraubt.

Don Cesar.
Zuerst den Todesgöttern zahl‘ ich meine Schuld,
Ein andrer Gott mag sorgen für die Lebenden.

Chor (Cajetan.)
So weit die Sonne leuchtet, ist die Hoffnung auch,
Nur von dem Tod gewinnt sich nichts! Bedenk‘ es wohl!

Don Cesar.
Du selbst bedenke schweigend deine Dienerpflicht!
Mich laß dem Geist gehorchend, der mich furchtbar treibt,
Denn in das Innre kann kein Glücklicher mir schaun.
Und ehrst du fürchtend auch den Herrscher nicht in mir,
Den Verbrecher fürchte, den der Flüche schwerster drückt!
Das Haupt verehre des Unglücklichen,
Das auch den Göttern heilig ist – Wer das erfuhr,
Was ist erleide und im Busen fühle,
Gibt keinem Irdischen mehr Rechenschaft.