Elegie von Properz.
Sechste des vierten Buchs.
Opferweihe beginnet der Dichter. Man schweige dem Opfer!
Zu dem Fuß des Altars falle das jährige Rind!
Mit des Philetas Epheu wetteifern die Kränze des Römers!
Den Cyrenäischen Quell reichet die Urne mir dar.
Gebt mir duftendes Kraut, und götterehrenden Weihrauch;
Dreymal kreise die Schnur um den geweiheten Heerd!
Sprenget mich an aus dem Quell! Die helfenbeinerne Flöte
Opfre dem neuen Altar lydischgestimmten Gesang!
Fern sey jeder Betrug! Was täuscht entweiche von hinnen!
Reiner Lorbeerreis bahne dem Dichter den Weg!
Muse, laß uns das Haus des palatinischen Apollo
Singen! Kalliope selbst winket den Beyfall uns zu.
Unsre Lieder verherrlichen Cäsar: Wird Cäsar verherrlicht,
Ruhet Jupiter selbst unserm Gesange mit Lust.
Ein dem Phöbus geweiheter Port an Ambraziens Küste
Nimmt des Ionischen Meers Woge besänftigter auf.
Heere der Welt versammelten hier sich. Der fichtene Wall steht
Hoch im Meere vertheilt, und auch zu ungleichem Glück!
Jene Flotte verdammt zum Fluch des Quirinischen Zärtlings;
Und die Waffen, o Schmach! weiblichen Händen bequemt.
Hier die Segel Augusts von Jupiters Hauche geschwellet,
Römische Fahnen, allein römischer Siege gewohnt!
Nereus krümmete selbst in doppelte Monde die Flotten:
Schimmernder Waffen Glanz blizt aus den Wellen zurück;
Als Apollo verlassend sein Delos – nun haftet im Meer es!
Ehmals der Wogen Spiel, trieb es der Notus umher! –
Stand auf dem Hintertheile von Cäsars Schiffe: und dreymal
Fähret die Flamme dahin, gleich einer Fackel die weht.
Nicht mit gelösetem Haar, und schwimmenden Locken erschien er,
Noch die besaitete Schal’ harmlos gestüzt in der Hand;
Nein, mit drohendem Aug’, als säh’ den Atriden er vor sich,
Oder als säh’ er den Brand dorischer Leichen vor sich:
Also durchstach er den Python, das Ungeheuer; es krümmte
Tausendfach sich; der Parnaß sah sich der Schrecken befreyt.
Und so begann er: „o du, aus Alba! Beschüzer vom Erdkreis!
Überstralend den Ruhm deines trojan’schen Geschlechts!
Siege nun über das Meer! dein ist schon die Erde, Augustus!
Für dich streitet mein Arm, dir ist mein Köcher gefüllt!
Rette dein Vaterland vom Schrecken! des Volkes Gelübde
Ruhen auf dir! Dein Schiff träget sie alle mit sich.
Rom vertheidige du! Die palantinischen Vögel
Zeigten dem Augur umsonst nicht sein zukünftiges Glück.
Du bist Führer, August! und wagen’s die Meere, zu tragen
Stolzer Feinde Mast römischen Flaggen zum Truz?
Laß dich’s nicht schrecken, ob sie mit hundert Segeln beflügeln
Ihre Flotte; sie schwimmt Winden und Wogen ein Raub!
Und der Centauren drohende Felsen am Schnabel der Schiffe;
Warlich, bemahletes Holz sind sie, ein eiteler Prunk!
Recht der Sache, das stüzt, und das entkräftet den Krieger;
Unrecht schläget dem Feind selber die Waff’ aus der Hand.
Es ist Zeit! beordre die Flotte! der Zeiten Gebieter
Führt mit umlorbeerter Hand deine Geschwader zum Streit.“
Also sagt er. Entleeret den schweren Köcher von Pfeilen,
Dicht auf Phöbus Geschoß flog der Augustische Speer.
Und Rom sieget. Es schützet es Phöbus! das Weib wird bestrafet.
Durchs Ionische Meer schwimmet ihr Zepter zerstückt.
Vom Idal’schen Gestirn schaut Vater Cäsar herunter,
Staunend: „ein Gott bin ich! warlich ist dieser mein Blut!“
Triton schallet ins Horn. Die Meeresgöttinnen alle
Folgen, jauchzend dem Glück des nun befreyeten Roms.
Auf dem nicht sie errettenden Nachen fliegt sie dem Nil zu;
Glücklich; zwar nicht den Tod, doch den geheiß’nen, zu fliehn!
Und die Götter gewährtens. Die Strassen, durch welche Jugurtha
Jüngst die Ketten zog, zieret kein Weiber Triumph.
Und so stehet ein Denkmal dem Aktischen Phöbus! der Pfeile
Einer von ihm hat zehn Schiffe der Feinde besiegt.
Schweig nun, Muse, vom Krieg! Apollo fodert die Zither,
Und zu friedlichen Reihn gürtet die Waffen er ab.
Eilt zum frölichen Schmaus auf weichem Rasen, ihr Brüder!
Und die Rose schwimm lüstern den Nacken herab!
Nur der Falerner Kelter soll Wein uns liefern zum Schmause!
Saffranspicke durchtrief’ dreymal mir Locken und Haupt!
Und die Muse reizet den Geist des Dichters beym Becher;
Bacchus, auch dem Apoll trägst du die Rebe zur Frucht!
Singe mir dieser, das Joch des Sicambrischen Sümpfebewohners;
Jener Meroé, deins, bräunlich gefärbetes Volk!
Und ein andrer den Parther, der spät sich zum Frieden bequemet;
Unsre Fahnen uns erst, dann auch die seinigen giebt.
Und entwaffnet nicht ganz August die Eoischen Köcher,
Läßt er den Söhnen nur noch diese Trophäen zurück.
Freue dich, wenn du noch fühlst in deinem Grabe von Sande,
Crassus! der Weg ist zu dir uns durch den Euphrat gebahnt.
Also wechsle die Nacht Gesang und Schale, bis Phöbus
Früh den Tagesstrahl selbst in die Becher ums taucht.