Der Pallast Altieri, einer von den ansehnlichsten in Rom, ist von den Liebhabern der Kunst wegen seiner Gemählde und Statuen so oft besucht, daß eine Beschreibung davon an diesem Platze überflüssig seyn dürfte. Es bieten sich mir aber in demselben noch andere Gegenstände der Kunst an, welche neu und nicht allgemein bekannt sind. Man hat nehmlich, vor nicht langer Zeit, für die junge Prinzessin Altieri ein Cabinet und andere Zimmer auf das kostbarste eingerichtet. Vielleicht kann die Beschreibung derselben einen Begriff von dem herrschenden Geschmack und von dem höchsten geben, was, bey unbedingtem Aufwand, die beste Kunst unserer Tage in dem Fache leisten kann, auf welches sie jetzt, durch die Neigung des allgemeinen Geschmacks, fast ganz allein eingeschränkt worden ist.
Ehe aber von den Zimmern selbst geredet wird, muß billig die gefällige Artigkeit der Bewohnerin derselben zuvor lobend erwähnt werden, welche (ich war von wenigen Freunden begleitet hingegangen) auf erhaltene Nachricht, daß Fremde eingelassen zu werden verlangten, sich in ein ander Zimmer begab und gestattete, daß wir so lange als wir wollten uns umsehen durften.
Nach dieser Erlaubniß wurden wir also aus der Anticammera, durch mehrere grosse Säle, die alle mit fürstlicher Pracht geschmückt sind, in die Gemählde Gallerie eingeführt, und aus derselben gelangten wir an ein grosses Prunkzimmer oder Saal. Sehr reich mit rothem Sammt und Gold ausgeschlagen, zwischen den Fenstern sind sehr grosse Spiegel, deren Rahmen von vergoldetem Schnitzwerk, auf Azurgrunde, schön in die Augen fallen, an den Seiten bemerkt man zeirliche Wandleuchter von vergoldetem Erz, der Fußboden ist mit einem geblümten Teppich überbreitet, da wo an der Wand die Begleitung des Sammts aufhört, sind, so wie am Gewölbe, Figuren aus einer Farbe und gemahlte Zierrathen von buntem Arabesken, nicht zu häufig, und in guter Ordnung vertheilt.
Die Kostbarkeit und der Geschmack der Tische, Stühle und anderer Geräthschaften entsprechen dem Reichtum des Ganzen. Endlich vermehren noch zwey herrliche Landschaften vom Claude Lorrain, deren eine für das beste Werk dieses grossen Künstlers gehalten wird, die Pracht dieses Zimmers. – An demselben liegt ein anderer, von gleicher Grösse, dessen Wände mit Arabesken geziert sind und zwischen den Arabesken hat man von Raum zu Raume historische Bilder und Landschaften von guten lebenden Künstlern eingesetzt. Das Gewölbe ist von einem guten Meister des vorigen Jahrhunderts in Fresko gemahlt. In der Ecke stehen schätzbare antike Statuen und mitten an der langen Seite den Fenstern gegenüber, eine vortrefliche Gruppe von zwey schönen Kindern, die scherzend mit einander ringen. Erst jetzt ist man vor dem Cabinet der Prinzessin angelangt, dem dieser Saal gleichsam zum Vorgemach dient, zwey schöne Porphyrsäulen von Corinthischer Ordnung mit Basen und Kapitälen von weissem Marmor, stützen einen Bogen von gleicher Materie, dessen Glieder reichlich mit Laubwerk geziert sind. Ein Profilkopf, in Basrelief gearbeitet, steht in dem Raum über der Thüre. Diese ist milchweiß lackirt mit goldenen Einfassungen. Jeder von den beyden Flügeln hat in der Mitte ein ganz vergoldetes Feld mit Greifen, welche einen Leuchter zwischen sich halten, die grössern Felder oben und unten auszufüllen hat man kostbare Tafeln von orientalischem Alabaster angewendet, welche bey geschlossenen Thüren, wenn Licht in dem Zimmer brennt, oder die Sonne hineinscheint, einen angenehmen Schimmer durchfallen lassen.
Zum Fußboden des Cabinets selbst dient ein antikes Mosaik, dessen schwarze Figuren auf weissem Grunde den Mars vorstellen, welcher die Rhea zu besuchen kömmt; sie sind mit leichten Schnirkeln von gleicher Farbe eingefasst, der Raum, wo das Mosaik nicht ganz zureicht, ist mit Marmortafeln belegt. Die Lambris bestehn aus einem röthlich fleckichten Muschelmarmor und darüber läuft ein Gurt, (ohngefähr 1 Fuß breit) von weissem Marmor um das ganze Zimmer herum in fortgesetzter Folge mit Kinderspielen und Scherzen in Basrelief bearbeitet. Der Kamin ist ebenfalls wie dieser Gurt von weissem Carrarischen Marmor und fast überflüssig reich mit Zierrathen versehen. Auf den Wänden wechseln immer Streifen von fein gearbeiteten Stuckaturen mit breitern Streifen ab, welche Arabesken enthalten. In jenen sind aufsteigende Ranken von Eichenblättern mit Vögeln auf perlfarbigem oder sehr blassblauem Grunde, diese aber stellen, auf hellgelbem (Nankinfarben) Grunde, Trophäen mit allerley andern Dingen gemischt vor, in der Mitte ihrer Höhe sind ovale Landschaften hineingeordnet und unten, wo die Arabesken anfangen, ist allemal irgend ein Thier, als Endten, Hasen, Füchse, Löwen, Tyger etc. mit vorzüglicher Kunst gemahlt.
Über dem Camin wird die ganze Höhe der Wand bis an den Frieß von einem grossen Spiegel eingenommen und gegen demselben über hängt, zwischen den Fenstern, ein allegorisches Familiengemälde. An einigen Bildern, welche Römische Geschichten vorstellen, und in der Höhe über den Thüren angebracht sind, haben verschiedene gute jetztlebende Mahler ihre Kunst bewiesen (es versteht sich, daß sowohl die Arabesken als Gemälde und Spiegel mit schöngeschnitzten vergoldeten Rahmen und Blätterverzierungen eingefaßt sind.) Oben läuft unter der Decke herum ein Frieß, welcher gleich den schmalern Streifen an der Wand auf perlfarbigem Grunde weisse Stuckaturen enthält, welche allerley Waffen, Trophäen gar hübsch geordnet und zart gearbeitet vorstellen. Das Gesims ist vergoldet, nur die Eyer desselben sind weiß gelassen. An der Decke (Spiegelgewölb) ist das Plafond, eine Versammlung der Götter, mit reichvergoldeter Einfassung und die vier Seiten oder Winkel haben Medaillons mit grün in grau gemahlten einzelnen Figuren, das übrige ist vermischt, mit farbigen Arabesken und Stuckaturen, geziert. Alle übrigen Geräthschaften dieses Zimmers stimmen mit dem Reichthum des oben beschriebenen überein und tragen ohne Ausnahme das Gepräge der Kostbarkeit und der Pracht. Auf vier ganz vergoldeten Füssen, stehen niedrige Leuchter, deren weiß marmorne Basen Zierrathen von vergoldetem Bronze haben, der Schaft des Leuchters ist eine kleine Prophyrsäule mit Trophäen gleichfalls von vergoldetem Bronze umgeben, aus denen die eigentlichen Leuchter, worinne die Kerzen stecken hervorragen. An dem Caminschirm, den Stühlen, dem Canapee sind die Polster mit roth und weißgestreiftem Damast überzogen, und das Holzwerk ist alles reich und schön geschnitzt und ganz übergoldet. An der Stelle, wo die Bewohnerinn gewöhnlich zu sitzen pflegt, liegt auf dem Boden eine Tygerhaut ausgebreitet.
Nahe an diesem Cabinet ist ein etwas grösseres Gesellschaftszimmer, dessen Wände mit bunten Arabesken auf zinnoberrothem Grunde bemahlt sind. In der Mitte jeder Wand giebt es grosse viereckichte Gemählde eingesetzt, und gegen die Winkel des Zimmers hin stehen ihnen länglichte Bilder von einzelnen Figuren zur Seite. Unter denen sind die Felder ganz vergoldet und mit bunten Zierrathen versehen. In den Superporten haben abermals gute neuere Künstler angenehme historische oder mythologische Gegenstände gemahlt; alles dieses wird von einem Streifen in sogenanntem Etrurischen Geschmack (schwarz mit rothen Zierrathen) eingefasst, der oben unter dem Gesims und unten über den Lambris weggeht. Diese sind grau und haben hochblaue Felder, in welchen wiederum Festonen und anders, grau in grün gemahlt sind. Die flachgewölbte Decke wird von einem runden Gemälde von vielen Figuren geziert, die Winkel aber haben Mahlereyen, von Einer Farbe, mit einem etwas bräunlichen Thon. Die Thüren haben einen hellblauen Grund mit weissen Medaillons oder ovalen Feldern, in denen bunte Figuren schweben. Zu Tischblättern hat man grosse Tafeln von seltenen Marmorarten gebraucht. Stühle und Canapee sind reichlich geschnitzt und vergoldet, ihre Polster mit weiß und blau gestreiftem Atlaß überzogen.