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Don Carlos – 4. Akt, 19. Auftritt

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Eboli.
O!
Nicht diese himmlische Herablassung,
Nicht diese Güte, Königin! Wie Flammen
Der Hölle schlägt sie brennend mein Gewissen.
Ich bin nicht würdig, den entweihten Blick
In Ihrer Glorie empor zu richten.
Zertreten Sie die Elende, die sich,
Zerknirscht von Reue, Scham und Selbstverachtung
Zu Ihren Füßen krümmt.

Königin.
Unglückliche!
Was haben Sie mir zu gestehen?

Eboli.
Engel
Des Lichtes! Große Heilige! Noch kennen,
Noch ahnen Sie den Teufel nicht, dem Sie
So liebevoll gelächelt – Lernen Sie
Ihn heute kennen. Ich – ich war der Dieb,
Der Sie bestohlen. –

Königin.
Sie?

Eboli.
Und jene Briefe
Dem König ausgeliefert –

Königin.
Sie?

Eboli.
Der sich
Erdreistet hat, Sie anzuklagen –

Königin.
Sie,
Sie konnten –

Eboli.
Rache – Liebe – Raserei –
Ich haßte Sie und liebte den Infanten –

Königin.
Weil Sie ihn liebten –?

Eboli.
Weil ich’s ihm gestanden
Und keine Gegenliebe fand.

Königin (nach einigem Stillschweigen).
O, jetzt
Enträthselt sich mir Alles! – Stehn Sie auf,
Sie liebten ihn – ich habe schon vergeben.
Es ist nun schon vergessen – Stehn Sie auf.
(Sie reicht ihr den Arm.)

Eboli.
Nein! nein!
Ein schreckliches Geständniß ist noch übrig.
Nicht eher, große Königin –

Königin (aufmerksam).
Was werd‘ ich
Noch hören müssen? Reden Sie –

Eboli.
Der König –
Verführung – O, Sie blicken weg – ich lese
In Ihrem Angesicht Verwerfung – das
Verbrechen, dessen ich Sie zeihte – ich
Beging es selbst.

(Sie drückt ihr glühendes Gesicht auf den Boden. Die Königin geht ab. Große Pause. Die Herzogin von Olivarez kommt nach einigen Minuten aus dem Kabinet, in welches die Königin gegangen war, und findet die Fürstin noch in der vorigen Stellung liegen. Sie nähert sich ihr stillschweigend; auf das Geräusch richtet sich die Letztere auf und fährt wie eine Rasende in die Höhe, da sie die Königin nicht mehr gewahr wird.)

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