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Schiller Ode »An die Freude« – Interpretation, Inhaltsangabe, Text, Videos

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Beethovens Vertonung der Ode

Bei der Vertonung der Ode »An die Freude«, die Ludwig van Beethoven immer schon beabsichtigte, nutzte er nicht das ganze Gedicht. Im letzten Satz seiner berühmten 9. Sinfonie hat er Passagen des Schillerschen Werkes vertont. Hierbei verwendet er die 1. und die 3. Strophe vollständig. Von den Strophen 2 und 4 nutzt Beethoven nur Teile. Der letzte Satz von Beethovens 9. Sinfonie gehört zu den bekanntesten musikalischen Werken Beethovens überhaupt. Er ist auch die offizielle Europa-Hymne, allerdings ohne den Text Schillers. Als man sich in Europa auf das Musikstück einigte, wollte man keine europäische Sprache bevorteilen.

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Kommentare

  1. Ja – wer auch nur eine Seele
    Sein nennt auf dem Erdenrund!
    Und wers nie gekonnt, der stehle
    Weinend sich aus diesem Bund!

    Dieser Vers hat mich damals als Schüler vor 50 Jahren sehr gestört und tut es noch heute.
    Jean Paul dagegen im HESPERUS (sinngemäß): „Auch du arme einsame Seele, der du niemand hast, der dich tröstet, komm an meine Brust…“
    Deshalb mag ich bis heute nicht die Ode an die Freude in der Vertonung von Beethoven, zumal wenn sie stampfend quasi rausgebrüllt wird..

    Kann das jemand nachempfinden oder mich zu Gunsten Schillers und Beethoven aufklären?

  2. Hier eine Zeitzeugin, die Schauspielerin und Schriftstellerin Sophie Albrecht: Sie war dabei, als Schiller in Leipzig Gohlis zum allerersten Mal seine Ode vor Publikum höchstpersönlich zu Gehör brachte!

    „Abends, wenn sich die Freunde versammelten, wurde ein Tisch unter die große Linde vor dem Haus gestellt und einige Studenten, die ihre „Buden“ auch nach Gohlis verlegt hatten, machten im Freien Musik. An einem solchen Abend tönte zum erstenmal gegen den Sternenhimmel der gewaltige Ruf des Dichters: „Freude, schöner Götterfunken!“
    Sophie Albrecht schrieb über Schillers Deklamation “ in welche wir bald mit einer Art Sprechgesang einfielen. Tränen glänzten in unseren Augen, als wir gerührt, nachdem Schiller das Lied fertig vorgelesen, einender in die Arme fielen.“

    (Der große Garten mit der Linde und einer Holunderlaube, in der Schiller tagsüber arbeitete, gehörte übrigens dem Ortsrichter Moebius.
    Sophie Albrecht war iherzeit Deutschlands berühmteste Schiller-Darstellerin.)

  3. Dieses Gedicht schrieb Schiller im Auftrag von Körner für eine Tempelarbeit (oder wahrscheinlich sogar Johannisfest) für die Freimaurerloge
    „Zu den drei Schwertern und Asträa zur grünenden Raute“ in Dresden, welche heute wieder existiert.
    Die Voraussetzung Freimaurer zu werden ist es „ein freier Mann von gutem Ruf“ zu sein.
    Deshalb konnte Körner die Zeile „Bettler werden Fürstenbrüder“ in dieser Art für den beabsichtigten Zweck nicht akzeptieren. (nichts gegen Bettler, aber sie hatten keinen guten Ruf)
    Deshalb die Änderung in „alle Menschen werden Brüder“.
    Ob Schiller selbst Freimaurer wurde (diffuse Hinweise gehen Richtung Rudolstadt) kann heute leider nicht mehr belegt werden.
    Ich vermute eher, dass er sich, umgeben von vielen Freimaurern, vielleicht auch wegen einzelner Exzesse (Anthroposophen, Illuminaten) mit seiner „Freimaurerarbeit“ nicht sehr wohl gefühlt hat und sie deshalb oftmals geändert oder verdrängt hat.

    1. Körner war Mitglied einer Leipziger Loge; in Dresden wurde er erst 1813 Mitglied der Loge »Zu den drei Schwertern«, als unser großartiger König von Napoleons Gnaden noch unter preußischen Fittichen war und die Brüder ihn in Dresden zum Meister vom Stuhl haben wollten. Für eine freimaurerische Tafelloge kann es auf keinen Fall geschrieben sein (1785!), da sowohl Schiller als auch Körner in dieser Zeit Abstand zu den Logen gehalten haben (Strikte Observanz/Tempelherrenlogen); Schiller war nie Freimaurer und wollte auch nicht. Die »Ode« ist übrigens keine Ode, sondern als Gesellschaftslied, auch Trinklied, geschrieben, als er endlich in Dresden bei Körners war.
      Hört bitte auf mit diesem Unsinn. Man sollte sich zunächst informieren über die Fakten … Dr. Otto Werner Förster, Literaturhistoriker und Freimaurer

    2. … Die Legende mit dem »Logenauftrag« geht von einem Heimatforscher zum anderen. Man sollte nur mal in die Logenmatrikel sehen: Körner war erst seit 1813 Mitglied der Dresdner Loge – und Schiller hat das Gedicht (keine Ode) 1785 geschrieben und ist schon 1805 gestorben …

    1. Liebes Schwesterchen. Damals hat man einen beträchtlichen Teil der Menschheit nicht richtig ernst genommen. Oder anderes herum, die andere Hälfte hat sich einfach zu wichtig gemacht. Diese aufgeblasenen Frechlinge!

    2. Die gehören zu den „Brüdern“ und „Königen“, liebe „Menschin“!
      Wie schön, daß eine „gebildete“ (Schiller!!) Sprache sich dazuhin noch Sammelbegriffe gestatten kann, wie: Menschen, Dichter, Denker, die man keineswegs „sexistisch“ zerpflücken und sortieren muß! Und wie tröstlich für emanzipatorisches Denken, daß sogar für maskuline Wesen und Gegenstände der Plural-Artikel dann doch immer noch d i e lautet!!

  4. Wer schickt das mal an Donald Trump? Könnte sein, dass er sogar bereit und in der Lage wäre, die Weihen Zeilen zu lesen. Aber bitte nicht in der englischen Fassung, die klingt so fürchterlich. Auch Horst Seehofer wäre ein durstiger Adressat.

    1. Götter sind für den Menschen unerreichbar. Mit diesem Vers der 6. Strophe beginnt Schiller, die Wirkungen der Freude zu beschreiben. Er beschreibt, dass man in der Freude den Göttern gleich wird und dass die Sorgen des Lebens in der Freude von den Menschen abfallen.

      1. das auch die Bösen ihrer Rosenspur folgen ist für mich fast die gleiche Metapher wie die Wollust für den Wurm.
        Darwinisten würden sagen: Freude als Ursache der Evolution.

        Und wenn der Cherub VOR Gott steht,
        dann wohl kaum wie gewohnt als Schutz mit dem Rücken zu ihm,
        auch nicht als sein Vorgesetzter
        und auch nicht als sein Angeklagter…
        Die Situation ähnelt mehr dem „Männerstolz VOR Königsthronen“
        zwar nicht bedrohlich für Gott, aber doch (schon fast Blasphemie) auf Augenhöhe –
        weil Freude das Beste ist was selbst ein Gott zu bieten hat und dabei werden Chef und Bodyguard zu vertrauten Freunden

    1. Die Zeit, in der Schiller „An die Freude“ schrieb, ist für Schiller eine Zeit des Übergangs. Er schrieb an seinem Don Carlos, der sich inhaltlich und – besonders – in der Form schon deutlich von den Sturm und Drang Dramen unterschied. Ebenso bearbeitete er seine „Briefe über die ästhetische Erziehung des Menschen“, einer philosophischen Schrift, mit der Schiller quasi auch in Richtung Klassik umschwenkte. So richtig begann seine klassische Schaffensperiode aber erst mit der Zusammenarbeit mit Goethe, und das war 1787.
      Eine Ode ist ja auch immer mit einem Gefühl von Überschwang verbunden und dazu gehört auch die Sprache dieser Ode. Doch deswegen das Gedicht gleich dem Sturm und Drang zuzuordnen, das wäre sicher verkehrt. Inhaltlich befasst sich das Gedicht mit dem (klassischen) Ideal eine Gesellschaft freier Menschen, in der die Freude das Bindeglied ist. So ist die Ode schon eher Schillers klassischer Schaffensperiode zuzuordnen.

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